Alejandro Plater.

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Morgen, Freitag, präsentiert die teilstaatliche Telekom Austria ihre Geschäftszahlen für das 2. Quartal 2016, davor könnte es laut einem Bericht des "Kurier" bei der Sitzung des Aufsichtsrates Freitagvormittag einiges zu diskutieren geben. Bei der Telekom hingegen werden interne Turbulenzen zurückgewiesen, es stehe lediglich ein Routinetreffen des Kontrollorganes an.

Aktienkurs

Und so ist die Ausgangssituation: Der Aktienkurs der Telekom blieb in den vergangenen drei Monaten mit einem Minus von 0,45 Prozent nahezu stabil, derzeit liegt er bei 5,07 Euro je Aktie. Seit dem 1. August des Vorjahres, als der gebürtige Argentinier Alejandro Plater die Nachfolge von Hannes Ametsreiter an der Konzernspitze des heimischen Marktführers bei Telefonie und Internet angetreten hat, hat der Kurs aber um 17 Prozent nachgeben. Zum Amtsantritt von Plater lag die Aktie bei 6,13 Euro.

Im 1. Quartal des heurigen Jahres hatte die Telekom deutlich weniger verdient, hielt aber am bisherigen Ausblick fest. Das Betriebsergebnis (Ebit) gab um 15,6 Prozent auf 117,2 Mio. Euro nach. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 2,5 Prozent auf 334,4 Mio. Euro, der Umsatz gab um 2,2 Prozent auf 1,009 Mrd. Euro nach. Für das Gesamtjahr wurde weiterhin ein Plus bei den Umsatzerlösen von einem Prozent angestrebt, das Dividendenziel bleibe bei 5 Cent je Aktie.

In den Medien schlecht dargestellt?

Erst vor wenigen Tagen legte überraschend Konzernsprecherin Ingrid Spörk ihr Amt zurück, was laut "Presse" auch daran gelegen habe, dass sich Plater in den Medien schlecht dargestellt fühlt. Außerdem mangle es ihm an Rückhalt in der Politik und bei Investoren. Wie der "Kurier" gestern berichtete, soll Plater bei einer internen Managerbefragung die schlechteste Bewertung konzernweit erhalten haben. Die Telekom wiederum sieht das anders, die Werte seien durchaus gut, nur eben in einem schlechten Licht dargestellt.

Auch innerhalb der Belegschaft soll es Verwunderung über die heftige Kritik an Plater geben. Spekuliert wird, dass Eigentümervertreter am Stuhl des Argentiniers sägen. Im Vorfeld der Ablöse von Ametsreiter, der nun an der Spitze von Vodafone Deutschland steht und somit einen Karrieresprung hingelegt hat, gab es heftige Kritik des Investors Ronny Pecik an Ametsreiter. Pecik hatte den Mexikanern den umstrittenen Einstieg in die Telekom ermöglicht und sitzt nun im Telekom-Aufsichtsrat auf einem Ticket von Amercia Movil.

Delisting der Telekom an der Wiener Börse

Zuletzt hatte sich Pecik für ein Delisting der Telekom an der Wiener Börse ausgesprochen, was aber einer Schwächung des Börseplatzes Wien gleichkommen würde und daher von der Politik abgelehnt wird. Der Staat hält an dem einstigen Monopolisten noch 28,42 Prozent, Eigentümervertreter für die Republik ist Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP).

Plater wurde vom mexikanischen Mehrheitseigentümer Amercia Movil vorgeschlagen, obwohl eigentlich die Republik laut Syndikatsvertrag mit den Mexikanern das Vorschlagerecht hatte. Im Gegenzug sei der Republik zugestanden worden, den Chefposten für die Österreich-Tochter A1 besetzen zu dürfen. Dies geschah dann auch – allerdings mit einem dreiviertel Jahr Verspätung.

"Wir halten uns an gesetzliche Vorgaben"

Die Telekom Austria Group ist stark in Südosteuropa unterwegs und hatte zuletzt mit der dort schwächelnden Wirtschaft und Währungsschwankungen in Weißrussland zu kämpfen. Obendrein kritisieren Menschenrechtler, dass die Telekomunternehmen in Weißrussland mit der Regierung, die als letzte Diktatur in Europa gesehen wird, eng zusammenarbeiten. "Wir halten uns an gesetzliche Vorgaben", heißt es dazu von der Telekom.

Insgesamt hat der Konzern 24 Millionen Kunden in acht Ländern – Österreich (A1), Bulgarien (Mobiltel), Weißrussland (velcom), Kroatien (Vipnet), Slowenien (Si.mobil), der Republik Serbien (Vip mobile) und der Republik Mazedonien (one.Vip) sowie in Liechtenstein (Telecom Liechtenstein). Knapp 18.000 Mitarbeiter beschäftigt die Telekom europaweit, in Österreich sind es rund 8.500.

Finanzminister Karl-Heinz Grasser

Die Privatisierung der Telekom erfolgte Ende des Jahres 2000 unter dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser während der ÖVP-FPÖ-Regierung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP). Der Ausgabekurs betrug damals noch 9 Euro je Aktie, nunmehr liegt er bei 5,07 Euro. Im Zuge eines der vielen Telekom-Korruptionsprozesse sagte der damalige Konzernchef Heinz Sundt, dass der Börsengang völlig überhastet und die Telekom nicht ausreichend börsefit war. Aber man habe eben dem politischen Willen nach einer Privatisierung nachgegeben. (APA, 21.7. 2016)