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"Ghostbusters"-Star Melissa McCarthy kritisiert die frauenfeindliche Doppelmoral Hollywoods.

Foto: AP/Andy Kropa

Hollywood – Am Wochenende ist der neue "Ghostbusters"-Film an der Spitze der US-Kinocharts eingestiegen. Bis zuletzt rieben sich Fans der 1980er-Originalfilme daran, dass die Geisterjägerinnen im Reboot weiblich sind – was Filmemacher und Cast befremdlich finden. Filme wurden zu lange für 15-jährige Burschen gemacht, schilderte Regisseur Paul Feig im Interview mit der APA, was hinter der Frauenfeindlichkeit Hollywoods steckt.

Weibliche Besetzung der Neuverfilmung heftig debattiert

Eine Neuverfilmung von Ivan Reitmans Science-Fiction-Komödie "Ghostbusters" aus dem Jahr 1984 und der Fortsetzung von 1989 schien wie ein todsicherer Erfolg. Aber fast von jenem Moment an im Jänner 2015, als die weibliche Besetzung bekannt gegeben wurde, war der Film Gegenstand heftiger Kritik von selbst ernannten "Ghostbuster-PuristInnen", die der Ansicht sind, dass es erstens kein Reboot geben darf und zweitens schon gar nicht mit Frauen als Geisterjägerinnen.

Die Hauptrollen in "Ghostbusters" (Österreich-Start: 5.8.) spielen nun Melissa McCarthy (45) als Abby Yates, Forscherin des Paranormalen, Kristen Wiig (42) als Teilchenphysikerin Erin Gilbert, KateMcKinnon (32) als Nuklearingenieurin Jillian Holtzmann und Leslie Jones (48) als Patty Tolan, Fährtensucherin für Geister. Sie treten in die Fußstapfen von Bill Murray (65), Dan Aykroyd (64), Ernie Hudson (70) und dem verstorbenen Harold Ramis.

Selbstbewusste Männer und langbeinige Frauen in Hollywoods Drehbüchern

"Die Menschen fühlen sich immer noch angegriffen von einem starken weiblichen Charakter. Nicht alle! Aber es gibt sie", reagierte McCarthy gegenüber der APA auf die Vorwürfe. Sexismus gibt es sowohl unter Hardcore-Fans wie auch generell in Hollywood. "Es ist eine seltsame Doppelmoral. Ein Mann ist 'stark und selbstbewusst' während ich in meinen Rollen als 'zickig und herzlos' beschrieben werde. Männer werden in Drehbüchern gerne als 'selbstbewusst und sorglos' beschrieben während Frauen lediglich 'langbeinig' sind", so McCarthy, die zuletzt eine megalomane Geschäftsfrau in "The Boss" spielte.

Mit der Veröffentlichung des Trailers von "Ghostbusters" im März kam eine Welle der Frauenfeindlichkeit. "Das ist ein Nichtstarter für mich. Es ist 2016. Wenn Sie ein Problem mit Frauen in einem Film haben, dann stimmt etwas nicht mit Ihnen", zeigte sich Regisseur Paul Feig im Gespräch mit der APA entgeistert. Er ist bekannt dafür, gerne mit talentierten Schauspielerinnen und Komikerinnen zu arbeiten. "Brautalarm" wurde 2011 zum Kassenschlager. Mit profitablen Komödien wie "Taffe Mädels" und "Spy" hat er Melissa McCarthy in Hollywood neue Türen geöffnet.

"Das Bild des kleinen Buben von der Frau"

Als Sony-Produzentin Amy Pascal mit "Ghostbusters" an ihn herantrat, hatte er eine Bedingung: Er wollte den Film "mit den lustigsten Frauen, die ich kenne" besetzen. "Ich kann mich mehr mit Frauen identifizieren, weil ich mit so vielen Bullys aufgewachsen bin", erzählte der Regisseur. "Als meine Karriere dann ihren Lauf nahm, sah ich, dass es Frauen nicht erlaubt war, lustig zu sein. Sie haben immer die böse Freundin gespielt. Ich nenne das 'Das Bild des kleinen Buben von der Frau'".

Das sei nicht immer so gewesen, erklärte der 53-Jährige weiter, seien Männer und Frauen in den 1930er-, 40er- und 50er-Jahren doch in Filmen zu einem großen Teil gleichgestellt gewesen. "Ich denke, das kam aus einer Blockbuster-Mentalität in den 1970er- und 80er-Jahren, die davon ausging, dass 15-jährige Burschen en masse ins Kino gehen, also müssen wir ihnen gerecht werden", so Feig. "Nun, 15-jährige Burschen hassen ihre Mütter und mögen Mädchen zwar, aber wollen nicht mit ihnen herumhängen. Und das floss alles mit in die Geschichten hinein. Männer schrieben dieses Zeug und haben ihre Probleme mit Frauen aufgearbeitet. Diese Filme haben tonnenhaft Geld eingespielt und das wurde zum Kanon." (APA, red, 20.7.2016)