Abendstimmung am Ossiacher See. Tagsüber kreuzen hier die großen Ausflugsschiffe, deren Bilanzen manchem verdächtig erscheinen.

Foto: Caro / Stefanie Preuss

Klagenfurt – Eine Anzeige wegen Untreue stellt den vorläufigen Höhepunkt im jahrelangen Streit um die "Kärnten Card" dar. Wie andere Bundesländern auch bietet Kärnten die Tourismus-Card an, mit der touristische Angebote gratis oder stark verbilligt konsumiert werden können. Die Betriebe, die sich zur Interessengemeinschaft Kärnten-Card zusammenschlossen, bekommen im Großen und Ganzen die Differenz zum höheren Preis der jeweiligen Leistung von der IG retourniert.

Dem Geschäftsführer der Ossiacher See Schifffahrt, Josef Nageler, und seinem Vater, Ernst Nageler, von dem er den Betrieb im Jahr 2000 übernommen hat, wird in der Anzeige vorgeworfen, man habe die Card pro Gast und Bootsfahrt mehrmals gesteckt und so mehr Rückvergütungen erhalten. Das besonders Heikle: Vater Nageler war bis Juni auch Obmann der Kärnten Card IG. Andere Mitgliederbetriebe wollen keinen Zugang zu den Zahlen gehabt haben, was sie nicht länger akzeptieren wollten. Die anonyme Anzeige kommt wohl aus einem der Betriebe, die sich die Frequenzzahlen besorgt haben. Laut diesen ist die Schifffahrt am Ossiacher See auffallend der Renner schlechthin.

Damit die Sache noch komplizierter wird, hat sich vor kurzem eine Konkurrenzorganisation zur IG-Kärnten Card gegründet: die Kärnten Card GesmbH. Das aber aus gutem Grund, heißt es im Büro des zuständigen Landesrates Christian Benger (ÖVP): Die Umsätze der Card hätten bereits derartige Ausmaße angenommen, dass es nötig sei, endlich wie normale Unternehmen Bilanzen zu legen und eine Kontrolle der Gelder einzuziehen. Beides fehle in der IG, so Benger.

Zudem arbeite die IG rechtlich auf dünnem Eis, denn die Lizenz der Card habe eigentlich die Kärnten Werbung, die den Vertrag mit der IG nun gekündigt habe, um einen neuen mit der IG auszuverhandeln. Der Alte wurde noch auf Schilling-Basis abgeschlossen.

Transparenz gefordert

"Die IG Kärnten-Card ist ein privater Verein, es geht um sehr viel Geld und sehr viele Betriebe, daher sind Genauigkeit und Aufklärung oberstes Ziel. Um Transparenz und Kontrollfunktionen sicherzustellen, wurde die Kärnten Card GesmbH gegründet, sagt Landesrat Berger zum Standard. Als Tourismusreferent stehe er "zu einer Card mit regionalen Erweiterungsfunktionen und ohne Monopol für Freizeitbetriebe, die ihren Bestand nur mit Frequenz und Umsatz sichern können".

Josef Nageler weist im Gespräch mit dem Standard alle Vorwürfe, als "völlig hanebüchen" zurück. Technisch wäre eine solche Manipulation gar nicht möglich, da "jeder Gast mit Namen aufscheint und mehr als drei Fahrten pro Gast gar nicht rückvergütet" würden. Von der Anzeige habe man nur von Dritten erfahren. Zur Zukunft der Kärnten-Card generell habe es am Montag ein klärendes Gespräch zwischen IG und GesmbH gegeben, so Nageler. Er sei nicht dabei gewesen, sei aber zuversichtlich, dass man sich einigen werde. (cms, mue, 20.7.2016)