Angesichts der Türkischstämmigen, die auf die Straße gehen, um für "ihren" sich im Macht- und Blutrausch befindlichen Präsidenten Erdogan zu demonstrieren, will Bundeskanzler Kern mit den "islamischen Verbänden" reden.

Diese honorige Ankündigung enthält die ganze Tragödie des Islam und der Türken in Österreich: "Die Türken" sind demnach alle prototypisch muslimisch, der Islam in Österreich ist türkisch. Wozu das ebenfalls honorige Islamgesetz seinen Beitrag geleistet hat, denn es hat eine Art "islamische Kirche" in Österreich geschaffen – die nun einmal türkisch dominiert ist. Alles, was sich außerhalb abspielt, gehört nicht zum offiziellen Islam. Auch jene Muslime, türkisch oder nicht, die vielleicht einen anderen, weniger konservativen, Islam wollen, müssen sich damit abfinden.

Auch säkulare Türken kommen in dieser Wahrnehmung nicht vor. Aber es gibt sie – und sie haben in diesem bösen Spiel den schwarzen Peter gezogen: Implizit wird ihnen von Österreichern sogar der Vorwurf gemacht, dass sie jetzt nicht öffentlich Stellung beziehen wie die AKP-Wähler. Aber erstens würden sie riskieren, von den Erdogan-Fans verprügelt zu werden, und zweitens in Verdacht geraten, für einen Putsch zu demonstrieren. Diese Türken – inner- und außerhalb der Türkei -, die Erdogan-kritisch sind und dennoch gegen einen Armeecoup, sie sind die echten demokratischen Helden. Wir dürfen sie nicht vergessen. (Gudrun Harrer, 19.7.2016)