Kanzler Kern war zu Gast bei "Pro und Contra" auf Puls 4.

Foto: screenshot, puls 4

Corinna Milborn moderierte.

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In Zeiten, da blonde Männer mit ihren bedrückenden Frisuren Beachtung finden, in Zeiten, da der Weltlage und dem Alltag Unberechenbarkeit innewohnt – in dieser ungemütlichen Phase also, da seltsame Entertainer (Donald Trump, Boris Johnson) für Staatsmänner gehalten werden, wirkt Pro und Contra wie eine Oase der beruhigenden Kompetenz.

Zunächst der Titel vom Montag: Macht trifft Macher. Er suggeriert: Der freundliche Gast mit der diskreten Frisur, der sich den Fragen von Erika Tiefenbacher (Mittelschuldirektorin), Max Schrems (Facebook-Kläger) und Heinrich Prokop (Unternehmer) stellte, wäre tatsächlich im Besitz von Möglichkeiten, jenes durchzusetzen, was er für essenziell hält.

Und dann der Gast selbst: Kanzler Christian Kern. Mit ihm lässt sich plaudern, ihm ist angenehm zuzuhören. Kern brüllt nicht wie sein Vorgänger herum, auf der nur noch verzweifelten Suche nach Autorität. Und Kern beeindruckt dann auch Herrn Prokop, der große Erleichterung verspürt. Er genießt sichtlich diesen "frischen Wind" und dankt Windmacher Kern, der seinerseits auch nicht mit Rosen geizt. Was sie in Traismauer mit den Müsliriegeln geschafft haben, Herr Prokop, beachtlich!

Die Bedingungen waren ideal. Wohlwollendere Gesprächspartner waren schwer vorstellbar; Corinna Milborn war nicht allzu hart im Nachsetzen. Die Stimmung hatte – trotz Weltlage – etwas von Sommerpause unter den wärmenden Strahlen des Verständnisses für den Kanzler, der davon sprach, leider "nicht alles in acht Wochen lösen zu können". Im Herbst aber, da wird es ernst. Da trifft der frische Wind auf die Wirklichkeit – falls sich diese bis dahin in Geduld übt. (Ljubiša Tošić, 20.7.2016)