Boris Johnson und Nigel Farage führen die Briten mit dem EU-Austritt an den Abgrund – so sieht es zumindest der Künstler Kaya Mar. Der IWF sieht das nicht ganz so dramatisch, wenngleich er negative Wirtschaftsfolgen für die Briten ortet.

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Washington/Wien – Der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU erwischt die Weltwirtschaft auf dem falschen Fuß. Anstatt einer Revision der bisherigen Konjunkturerwartungen nach oben sieht sich der Internationale Währungsfonds nun zu einer Reduktion seiner Wachstumsprognose gezwungen. Auch wenn die globale Korrektur um 0,1 Prozentpunkte heuer und im kommenden Jahr überschaubar bleibt: Europa wird den Brexit ordentlich zu spüren bekommen.

Anstatt eines schnelleren Wachstums wird die Eurozone nun im kommenden Jahr eine BIP-Steigerung von nur noch 1,4 Prozent verzeichnen – 0,2 Prozentpunkte weniger als noch im April angenommen. Naturgemäß am härtesten von den Austrittsplänen betroffen ist Großbritannien, das laut IWF 2017 nur noch um 1,3 Prozent anstatt der bisher vorausgesagten 2,2 Prozent wachsen wird. Doch auch für andere Länder ist der Brexit mehr als spürbar: Nach den Briten ist die Exportnation Deutschland mit einer Konjunktureinbuße von 0,4 Prozent im kommenden Jahr am stärksten betroffen.

Der Brexit macht in den Augen des Währungsfonds die besser als erwartet laufende Konjunktur im ersten Halbjahr zunichte. Die Unsicherheit über den künftigen Status der Briten beeinträchtige Konsumentenvertrauen und Investitionen, heißt es im Weltwirtschaftsausblick des Fonds, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

Moderates Szenario

Dabei geht der Fonds davon aus, dass die EU und Großbritannien zu einem Modus finden werden, der keine großen Handelsbarrieren enthält. Auch gröbere Verwerfungen an den Finanzmärkten sind in dem Szenario nicht enthalten. Kurz gesagt: Es könnte noch deutlich schlimmer kommen als nun vorausgesagt.

Dass es zuvor etwas besser lief als bisher gedacht, liegt vor allem an einigen Schwellenländern wie China, Russland und Brasilien. Deutlich schlechter als noch im April prognostiziert läuft der US-Wirtschaftsmotor. Während die USA kaum vom Brexit betroffen sind, leidet Japan wegen der Aufwertung des Yen unter den Folgen des Referendums. (as, 19.7.2016)