Je höher das Level des Kontos und je seltener und mächtiger die enthaltenen Pokémons, desto mehr Geld wird verlangt.

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Das Smartphone-Game "Pokémon Go" beschäftigt mittlerweile nicht nur Millionen an Spielern, sondern zeigt auch in wirtschaftlicher Hinsicht bemerkenswerte Auswirkungen. Nintendos Aktienkurs an der Tokioter Börse ist weiter im rasanten Steigflug, der Spielehersteller hat mittlerweile Sony in puncto Firmenwert überholt.

Doch nicht nur Nintendo, Entwickler Niantic und die Appstore-Betreiber Google und Apple verdienen am grassierenden Jagdfieber, auch Unternehmen und Spieler machen sich den Hype zunutze – etwa Cafés, die mit Lockmodulen an nahe gelegenen Pokéstops Laufkundschaft ködern wollen. Nun haben Spieler auch damit begonnen, ihre Konten auf Ebay, Facebook und anderen Plattformen zu verkaufen, wie Wired dokumentiert.

Nachfrage vorhanden

Die feilgebotenen Konten bewegen sich meist in einem Bereich bis knapp über Level 20. Ihr Wert steigt nicht nur durch die angesammelten Erfahrungspunkte, sondern auch durch das Inventar, in dem sich mitunter seltene und starke Pokémons befinden. Verlangt werden dann laut Polygon oft Preise von 100 Dollar oder mehr.

Offenbar gibt es auch rege Nachfrage nach den Konten. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Pokémon-Jagd vor allem in Städten sehr erfolgreich möglich ist, während in ländlichen Gebieten seltener Monster auftauchen und es auch weniger Pokéstops als Tankstellen für nützliche Gegenstände gibt.

Regelverstoß

Wer seinen Account verkauft oder einen erwirbt, verstößt allerdings gegen die Spielregeln. Die Entwickler halten in diesen ausdrücklich ein Verbot des Weiterverkaufs fest und stufen ein solches Vorgehen als Cheating (Betrug) ein. Wird ein Verstoß entdeckt, droht eine Sperre des eigenen bzw. gekauften Kontos.

Laut Eric Schweitzer, Betreiber der Account-Handelsbörse PlayerUp, ist davon überrascht, dass der Kontohandel auf "Pokémon Go" bereits jetzt schon so rege betrieben wird. Üblicherweise dauert es deutlich länger, bis bei populären Games dieser "Zweitmarkt" in Schwung kommt.

Dienst will sich für Monsterjagd bezahlen lassen

Auch andere Versuche, an der "Pokémania" mitzunaschen, könnten in Konflikt mit dem Regelwerk stehen. In den USA will ein Dienst namens "Pokewalk" künftig anbieten, das Handy von Spielern abzuholen, damit spazieren zu gehen und dabei Monster zu fangen.

Bezahlen lässt man sich dabei nach Distanz. Für zwei Kilometer verrechnet man zehn Dollar, für fünf Kilometer 15 Dollar und 20 Dollar für Zehn Kilometer. Die Strecken sind freilich nicht zufällig gewählt. In dem Spiel lassen sich Pokémon nicht nur fangen, sondern auch aus gefundenen Eiern ausbrüten. Die Brutzeit der Eier ist ebenfalls in diesen zurückzulegenden Distanzen definiert.

Schwer beweisbarer Verstoß

Dieser Dienst, der in ähnlicher Form auch in Online-Rollenspielen wie "World of Warcraft" von Dritten angeboten wird, dürfte allerdings gegen das Verbot des "Account Sharings" verstoßen. Niantic verbietet es, dass mehrere Personen gleichzeitig ein "Pokémon Go"-Konto verwenden. Die Inanspruchnahme von Pokewalk dürfte auf technischer Ebene allerdings kaum feststellbar sein.

Beobachtet wurde auch schon das Phänomen des GPS-Spoofings. Dabei füttern Spieler die App mit gefälschten Positionsdaten, um im Spiel Orte zu besuchen und zu bespielen, ohne sich dort tatsächlich aufzuhalten. Ein Ärgernis, mit dem die Entwickler der Niantic Studios bereits durch ihr anderes Augmented-Reality-Game "Ingress" seit Jahren vertraut sind. Wird entdeckt, dass ein Spieler zu solchen Mitteln greift, reagieren die Betreiber üblicherweise mit einer permanenten Sperrung seines Kontos. (gpi, 20.7.2016)