Bild nicht mehr verfügbar.

Rund eine halbe Stunde lang lieferten sich Gegner und Anhänger Trumps am Montag in Cleveland im Bundesstaat Ohio ein Gefecht mit Sprechchören.

Foto: reuters

Cleveland/Washington – Bei einem vorzeitigen Auftritt vor dem Parteitag der US-Republikaner hat sich der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat Donald Trump siegesgewiss gezeigt. "Wir werden gewinnen", sagte Trump am Montagabend (Ortszeit) vor Delegierten in Cleveland im US-Staat Ohio. Trump hatte nur kurz das Wort ergriffen, um seine Frau Melania als Rednerin vorzustellen. Seine Rede ist erst für Donnerstag geplant.

Melania Trump bemühte sich in ihrer Rede, Zweifel an der politischen und charakterlichen Eignung ihres Mannes für das Präsidentenamt auszuräumen. Sie präsentierte ihn als unermüdlichen Kämpfer, bei dem das Land in guten Händen wäre. "Er gibt nicht auf", sagte das frühere Model. "Wenn Ihr jemanden wollt, der für Euch und für das Land kämpft, dann ist er der Richtige für Euch."

"Bewundernswerter Anführer"

Trumps Frau ging in ihrer Rede auch auf Kritik am unkonventionellen Auftreten ihres Mannes ein. "Aufregung und Drama" gehörten bei Trump dazu, räumte sie ein. "Er ist hart, wenn er hart sein muss, aber er ist auch freundlich und fair und fürsorglich", sagte sie. "Diese Freundlichkeit wird nicht immer bemerkt, aber sie ist erkennbar." Melania Trump sprach in diesem Zusammenhang von der "simplen Güte seines Herzens".

Mit Kleinigkeiten gebe sich ihr Mann nicht zufrieden. "Donald denkt groß", sagte Melania Trump. Bei ihm gebe es "keinen Platz für beschränktes Denken, für beschränkte Ergebnisse". Zweifel an seiner politischen Führungskraft wies sie zurück: "Er ist und war immer schon ein bewundernswerter Anführer."

"Das gesamte Volk repräsentieren"

Melania Trump betonte, dass ihr Mann als Präsident keine Bevölkerungsgruppe benachteiligen wolle. "Donald will das gesamte Volk repräsentieren", sagte die gebürtige Slowenin. "Das schließt Christen und Juden und Muslime mit ein. Das schließt Latinos und Afroamerikaner und Asiaten und die Armen und die Mittelschicht mit ein."

Donald Trump hatte im Wahlkampf immer wieder mit diskriminierenden Äußerungen über Muslime und Menschen lateinamerikanischer Abstammung von sich reden gemacht. Der Nominierungsparteitag war am Montag eröffnet worden, zunächst hatten sich Trump-Gegner und Anhänger dort einen lautstarken Streit geliefert.

Streit über freie Abstimmung

Rund eine halbe Stunde lang lieferten sich Gegner und Anhänger Trumps am Montag in Cleveland im Bundesstaat Ohio ein Gefecht mit Sprechchören. Trump war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht anwesend.

Der Streit entbrannte bei der Versammlung über Regel, die die große Mehrheit der 2.472 Delegierten beim Votum über den Kandidaten an die Ergebnisse der Vorwahlen bindet. Die Vorwahlen hatte Trump mit klarer Mehrheit gewonnen.

Die Trump-Gegner wollten erreichen, dass alle Delegierten frei über den Kandidaten abstimmen dürfen. Ihre Hoffnungen, eine solche Änderung der Regularien durchzusetzen und den Immobilienmogul dann auch noch am Erreichen der erforderlichen absoluten Mehrheit zu hindern, waren allerdings von vornherein wenig realistisch.

"Schande"- und "Trump"-Sprechchöre

Die Trump-Gegner reklamierten allerdings, sie hätten genügend Unterschriften beisammen, um eine Abstimmung über die Nominierungsregularien mit Durchzählung aller Delegierten zu erreichen. Dennoch ließ die Parteitagsleitung nur per Akklamation darüber abstimmen und verkündete dann, die Regeln seien in der bestehenden Form von der Versammlung gebilligt worden.

Daraufhin brachen Hunderte Trump-Gegner in lautstarken Protest aus. "Schande, Schande"-Rufe ertönten, einige Delegierte verließen die Halle. Anhänger des Immobilienmilliardärs konterten mit den Rufen "Trump, Trump".

Nicht genügend Unterschriften

Schließlich ließ Versammlungsleiter Steve Womack nochmals per Akklamation über die Nominierungsregeln abstimmen. Erneut wurde hinterher verkündet, dass die Mehrheit der Delegierten die Regeln akzeptiert habe. Womack erklärte ferner, dass die Antragsteller nicht genügend Unterschriften beisammen hätten, um eine formelle durchgezählte Abstimmung zu erzwingen, da die Delegationen dreier Staaten ihre Unterstützung widerrufen hätten.

Die Trump-Gegner schienen danach zu resignieren. Der frühere Senator Gordon Humphrey, einer der Initiatoren des Vorstoßes, sagte, er sei über den fehlenden Rückhalt für seine Gruppe "nicht überrascht, aber empört". (APA, AFP, 19.7.2016)