Turin/Grenoble – Gletscherexperten aus Italien, Frankreich, Russland und den USA brechen am 15. August zum Montblanc auf, um dort Gletscherproben zu nehmen, die in einer "Gletscher-Bibliothek" konserviert werden sollen. Die Forscher wollen den kommenden Generationen Zugang zu den im Eis enthaltenen biologischen Informationen geben, die wegen des starken Gletscherrückgangs verloren gehen könnten.

Auch Proben aus Österreich

Das Gletschereis wird aus einer Tiefe von bis zu 130 Meter entnommen. Die Proben werden per Hubschrauber nach Grenoble gebracht, wo sich das Labor für Gletscherkunde und Geophysik der Umwelt (LGGE) befindet, berichteten italienische Medien. Eine zweite Mission in die Anden Boliviens ist für 2017 geplant. Man will Eis aus dem Gletscher des Illimani entnehmen, ebenso Stichproben aus österreichischen Gletschern.

Dutzende dieser Proben sollen unter dem Eis der Antarktis bei einer Temperatur von minus 54 Grad konserviert werden. "Wegen der zunehmenden Gletscherschmelze könnte ein Teil der Geschichte unserer Umwelt für immer verschwinden. Daher ist die 'Gletscher-Bibliothek' so wichtig", erklärte Jerome Chappellaz, französischer Initiator des Projekts und Mitarbeiter von LGGE.

Begleitende Dokumentation

"Unsere Generation hat als Zeugin der zunehmenden Erderwärmung eine große Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen. Daher sollen die Eis-Stichproben für die wissenschaftliche Gemeinschaft der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte aufbewahrt werden", betonte Carlo Barbante, italienischer Initiator des Projekts und Professor an der Universität von Venedig. Das Projekt wird unter anderem von der Stiftung Albert II. von Monaco finanziell unterstützt.

Der französische Regisseur Luca Jacquet, für seinen Dokumentarfilm "Die Reise der Pinguine" mit dem Oscar ausgezeichnet, will Aufnahmen der Mission machen. Sie sollen in einem weiteren Dokumentarfilm mit dem Titel "La Glace et le Ciel" ("Das Eis und der Himmel") verarbeitet werden. (APA, 19. 7. 2016)