Fungiert bis zur Berufung einer neuen Doppelspitze als interimistischer Co-Geschäftsführer des Belvedere: Dieter Bogner.

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Wien – Der Kunsthistoriker und Museumsplaner Dieter Bogner wird interimistischer kaufmännischer Geschäftsführer im Belvedere. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) kündigte am Montag an, den 73-jährigen Wiener an die Seite von Agnes Husslein-Arco zu entsenden: "Damit wird unmittelbar in der Geschäftsführung des Belvedere ein gemeinsames 4-Augen-Prinzip umgesetzt."

"Dieter Bogner wird mit seinem starken wirtschaftlichen Background und durch seine jahrzehntelange Erfahrung in der österreichischen und internationalen Kunst- und Museumsszene einen wichtigen Beitrag zur organisatorischen Neuaufstellung im Belvedere leisten", zeigte sich Drozda in einer Aussendung zuversichtlich.

Entscheidung über neue Spitze im Juli

Das Belvedere-Kuratorium hatte in der Vorwoche empfohlen, die wegen Verstößen gegen die hausinternen Compliance-Richtlinien angeschlagene Direktorin Husslein-Arco ihren zum Jahresende auslaufenden Vertrag erfüllen zu lassen. Drozda wollte dieser Empfehlung folgen und kündigte zugleich die Bestellung eines kaufmännischen Leiters an, der bis zur Berufung eines fixen Co-Geschäftsführers amtieren soll.

"Eine so wichtige Herausforderung liegt mir, und ich werde den Übergang bis zur Bestellung der neuen Doppelspitze im Belvedere vorbereiten", wird der Bogner zitiert, der von der damaligen Kulturminister Claudia Schmied (SPÖ) 2007 zum Moderator des Diskussionsprozesses rund um eine Bundesmuseumsreform eingesetzt worden war.

Bogner hat eine kaufmännische Ausbildung absolviert und im Familienunternehmen gearbeitet, bevor ein Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie in Wien und Paris anschloss. Neben einer Verpflichtung als Universitätsassistent in Wien war Bogner als selbstständiger Ausstellungskurator und Autor tätig. Darüber hinaus war er Mitbegründer des Instituts für Kulturwissenschaften in Wien.

Schenkung ans Belvedere

Ende der 1980er-Jahre entwickelte er das Konzept für das neue Museumsquartier in Wien und war bis 1994 als Geschäftsführer der Museumsquartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft tätig. In Folge gründete der Kulturmanager die Firma bogner.cc, die sich der museologischen Fachplanung und Ausstellungsorganisation widmet. Zuletzt betreute Bogner die heuer erfolgte Neueröffnung des erweiterten Bündner Kunstmuseums Chur als museologischer Berater. Er leitet mit seiner Frau Gertraud den Kunstraum Buchberg am Kamp

Bekannt wurden Bogner und seine Gattin auch mit wiederholten Schenkungen an Museen, darunter das Mumok oder das Wien Museum. Dem Belvedere vermachte er 2010 Arbeiten der österreichischen Malerin Hildegard Joos sowie den Nachlass von Marc Adrian geschenkt. Die damalige Schenkung Bogners umfasste das dokumentarische Archiv des Künstlers, 40 Werke sowie zahlreiche Studien auf Papier. Für das von Agnes Husslein herausgegebene Werkverzeichnis des Künstlers verfasste Bogner in seiner Funktion als Kunsthistoriker mehrere Beiträge.

Husslein 2004 gegen Doppelspitzen

Die Berufung Bogners hat die Belvedere-Direktorin am Montag via Aussendung begrüßt: "Bogner ist ein erfahrener Experte im Kunstbereich, den ich als Person sehr schätze und dem die bestmögliche Positionierung unseres Museums ein ebenso großes Anliegen ist, wie mir", heißt es.

Schon 2004 hätte Husslein, damals Direktorin des Museums der Moderne Salzburg, ein kaufmännischer Co-Geschäftsführer zur Seite gestellt werden sollen. Die Pläne der damaligen Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) stießen bei Husslein jedoch auf wenig Gegenliebe: "Da erübrigt sich jeder Kommentar. In jedem vergleichbaren Museum gibt es selbstverständlich nur einen Geschäftsführer", ärgerte sich Husslein, die damals auf eine Vertragsverlängerung ohne Neuausschreibung gehofft hatte.

In der Auseinandersetzung verdichteten sich dann auch Gerüchte, wonach Husslein nach Wien wechseln würde. 2006 folgte schließlich die Bekanntgabe als neuer Direktorin der Galerie Belvedere . 2010 wurde Hussleins Vertrag von Claudia Schmied (SPÖ) bis Ende 2016 verlängert. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), 2014 angetreten, wollte im Belvedere – wie in allen Bundeseinrichtungen – eine Doppelspitze installieren. Eine Ausschreibung erfolgte im Februar. Dann kam es zur Regierungsumbildung und Thomas Drozda löste Ostermayer ab. Nach dem Bekanntwerden von Compliance-Verstößen Hussleins unterbrach Drozda schließlich das Bestellungsverfahren. Eine Entscheidung über die neue Doppelspitze soll nun im Juli fallen. (APA,red, 18.7.2016)