Die undatiert Aufnahme der Polizeiinspektion Diepholz zeigt einen weißen VW-Transporter. Das Fahrzeug wurde bei einem Überfall Anfang Juni auf dem Parkplatz eines Verbrauchermarkts bei Bremen benutzt.

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Hannover – Bei den Raubüberfällen im niedersächsischen Cremlingen im Juni sollen frühere RAF-Terroristen mehr als 600.000 Euro erbeutet haben. Zudem nehme die Kritik am Vorgehen der deutschen Exekutive zu, berichtete das Nachrichtenmagazin "Spiegel" unter Berufung auf Ermittlerkreise.

So sei eine Ringfahndung unterblieben, obwohl ein Polizeibeamter privat am Tatort gewesen sei und eine Beschreibung der Täter und des Fluchtfahrzeugs durchgegeben habe. Der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Verden erklärte, er könne die Beutesumme nicht bestätigen. Schon zuvor hatte die Polizei Braunschweig die Kritik am Vorgehen der Ermittler zurückgewiesen.

Am 25. Juni hatten drei Täter mit einer Panzerfaust und einem Automatikgewehr bewaffnet einen Geldtransporter und ein Geschäft in Cremlingen bei Braunschweig überfallen. Bei den Tätern soll es sich um die ehemaligen RAF-Terroristen Daniela Klette, Ernst Volker Staub und Burkhard Garweg handeln. Den Exterroristen werden seit 2011 inklusive Cremlingen neun Raubüberfälle zugerechnet. In vier Fällen – Stuhr, Wolfsburg, Cremlingen und Hildesheim – wurden DNA-Spuren gefunden, die auf die Ex-RAF-Terroristen als Täter hinwiesen.

Ähnliche Tatabläufe

Das Muster der Tat glich dem der Überfälle vom 6. Juni 2015 in Stuhr bei Bremen und dem vom 28. Dezember 2015 in Wolfsburg. In beiden Fällen waren die Tatabläufe vergleichbar mit den Geschehnissen in Cremlingen. Die Täter setzten automatische Waffen und eine Panzerfaust ein.

Mangels sichtbarer Erfolge bei der Fahndung wächst laut "Spiegel" inzwischen die Kritik an der Einsatzführung. "Wir hatten die einmalige Chance, die drei festzunehmen, und haben sie vertan", zitierte das Magazin einen ungenannten Polizeibeamten. Bis kurz vor dem Überfall sei sogar ein Observationsteam am späteren Tatort eingesetzt gewesen, nachdem sich ein Zeuge gemeldet hatte, der einen der mutmaßlichen Täter gesehen haben wollte.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen hatte es zuvor bereits Kritik an den niedersächsischen Sicherheitsbehörden gegeben. In Berichten war unter Berufung auf Polizeikreise von einer "Katastrophe" die Rede. Auch hatte der Bund der Kriminalbeamten die schleppende Fahndung nach den untergetauchten ehemaligen RAF-Terroristen kritisiert. Das Landeskriminalamt hatte die Kritik zurückgewiesen, die Polizei Braunschweig beschrieb die genaue Vorgehensweise bei der Fahndung. Demnach wurden die Maßnahmen sofort nach Bekanntwerden des Überfalls mit allen verfügbaren Kräften eingeleitet. (APA, 17.7.2016)