Ist es Liebe? Gabriele Schuchter, Adi Hirschal.

Foto: Sabine Hauswirth / Wiener Lustspielhaus

Arme Modewelt: Gerry Weber schließt auf der Mariahilfer Straße trotz Fußgängerbezonung, Tom Tailor am Stephansplatz ist auch nicht mehr. Und selbst Am Hof, in dessen Nähe einst auch Hugo Boss strahlte, wähnt sich das stolze Modehaus Da Ponte unterwegs Richtung ökonomische Hölle. Nichts währt ewig: Der Genialität Don Giovannis hat Da Ponte seinen Weltruf zu verdanken. Doch scheint beim in die Jahre gekommenen, edel ergrauten Fetzenvisionär auch jenes Organ, das den Zeitgeist erschnuppern soll, an chronischer Erschlaffung zu leiden.

Und Max Grubers unverkrampft-heitere Version von Mozarts Opernklassiker hat keine Gnade mit dem Narziss: Er muss sich des plötzlich leblosen Firmeneigentümers, des Commendatore (Peter Lodynski) entledigen, um nicht alles zu verlieren. Er muss der Intrige (Donna) Annas (Sylvia Haider) widerstehen, der er einst den Himmel versprach. Auch taucht Operndiva (Donna) Elvira (Gabriele Schuchter) auf. In Don Giovanni oder Der letzte Mann erschwert sie die Rahmenbedingungen für den Schwerenöter entscheidend, den Adi Hirschal ruppig anlegt, aber während der Modeschau doch sanft hauchend den Gipfel der charmanten Heuchelei erklimmt.

Es hilft jedoch nichts, es ist wie bei Mozart. Giovannis Höllenfahrt wird zwar zu einer in den Kamin. Von der Temperaturerfahrung her dürfte es jedoch ähnlich gemütlich sein.

Wer edlen Mozart-Gesang erwartet, muss natürlich tapfer sein wie Giovanni im Kamin. Aber verständnisvolle Freunde herzhaften Gesanges, der Mozart mit Je t'aime ... moi non plus von Serge Gainsbourg mixt, oder Falcos Rock Me Amadeus erweckt, werden sommergerechte Erheiterung finden.

Vielleicht hätte sich Hirschal nicht auch noch die Regielast aufbürden sollen. Die Qualitäten von Ottavio (Florian Haslinger), Zerlina (Betty Schwarz), Masetto (Nikolaus Firmkranz) und Leporello (Gottfried Neuner) hätten im Wiener Lustspielhaus durchaus konziser zur Geltung kommen können. (tos, 15.7.2016)