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Vom Wild- zum Haustier?

Forscher der Universität Wageningen haben eine Bestandsaufnahme der verbreitetsten "exotischen" Säugetierspezies gemacht, die heute in den Niederlanden gehalten werden. Anschließend reihten sie in ihrer Studie diese 90 Spezies danach, welche sich am besten als Haustiere eignen würden. In den Kriterienkatalog flossen die jeweiligen biologischen Bedürfnisse der Tiere ebenso ein wie ihre soziale Verträglichkeit, gesundheitliche Aspekte und auch die potenzielle Gefährlichkeit. Hier die Top Fünf:

Überraschend kommt die Nummer 1 daher: der japanische Sikahirsch (Cervus nippon). Speziell Hirschmännchen gelten als nicht immer leicht verträglich. Und obwohl Hirsche auf allen besiedelten Kontinenten außer Afrika und Australien vorhanden gewesen wären, wurden sie vom Menschen nirgendwo wirklich domestiziert. Einzige Ausnahme: das Rentier in Nordeuropa.

Der Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus, rechts oben zu sehen) ist eine südostasiatische Schleichkatze und hat bereits Erfahrungen damit gemacht, vom Menschen genutzt zu werden. Wenn auch ziemlich ungewöhnliche: Man gibt ihm Kaffeebohnen zu fressen, die auf dem Weg durch seinen Verdauungstrakt leicht fermentieren und dann wieder aus seinem Kot geklaubt werden. Der daraus gewonnene Kaffee soll ein einzigartiges Aroma haben. Doch zumindest laut der Studie ist das Potenzial des Fleckenmusangs als Begleiter des Menschen deutlich größer.

Fotos: REUTERS/Eduard Korniyenko und REUTERS/Ilya Naymushin

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Kandidaten aus dem Süden der Welt

Die Top Fünf komplettieren Spezies von entgegengesetzten Ende des Spektrums: Das Lama (Lama glama) mag in Europa noch eine exotische Erscheinung sein, in Südamerika hingegen ist es ein klassisches Haustier, das in wildlebender Form gar nicht existiert. Eine völlige Novität in Sachen Domestizierung wären hingegen Tiere aus der Känguruverwandtschaft. Die sind im Ranking der niederländischen Forscher gleich zweimal unter den besten Fünf vertreten: mit dem Derbywallaby (Macropus eugenii, links oben im Bild) und dem etwas größeren Flinkwallaby (Macropus agilis, rechts). Beide Arten gelten übrigens als nicht gefährdet.

Ebenfalls sehr gute Noten bekommen unter anderem noch das Himalaya-Streifenhörnchen, die Fettschwanz-Rennmaus, das Kleine Borstengürteltier oder – wenn man's denn gern eine Nummer größer hätte – das Baktrische Kamel alias Trampeltier. Nach dem Säugetierranking will sich das Forscherteam um Paul Koene nun auch Vogel- und Reptilienarten widmen. Sinn ihrer Studie sei es übrigens nicht, eine Domestizierungswelle 2.0 loszutreten. Sie wollten lediglich aufschlüsseln, bei welchen Tierarten eine Haltung gut möglich sei und bei welchen man davon abraten müsste.

Fotos: Reuters/MARTIN Sykes, AP Photo/Kerstin Joensson, APA/dpa

Was hat Harry Potter mit Donald Trump zu tun?

Laut der US-amerikanischen Politikwissenschafterin Diana Mutz von der University of Pennsylvania soll die Lektüre von "Harry Potter"-Romanen gegenüber den Wahlkampfparolen von Donald Trump zumindest ein bisschen immunisieren. Der Effekt verstärke sich, je mehr der Bücher man gelesen habe. Das ist ihre Bilanz nach einer Umfrage unter 1.142 repräsentativ ausgesuchten US-Amerikanern, die sie 2014 und noch einmal 2016 nach ihrem Lektüreverhalten und ihrer Einstellung zu Themen wie Todesstrafe und Waterboarding oder gegenüber Schwulen und Muslimen befragte. In der 2016er Runde sollten sie zusätzlich ihre Gefühle gegenüber Donald Trump auf einer Skala von 0 bis 100 bekunden.

Unabhängig von demografischen Faktoren und sogar von der Parteizugehörigkeit schnitt Trump bei "Potter"-Lesern stets einige Punkte schlechter ab. Und die Leser waren laut der Studie bei Demokraten, Republikanern und Unabhängigen stets in etwa gleich stark vertreten – das könnte laut Mutz Trump also letztlich durchaus Stimmen kosten. Als Grund sieht sie die Botschaften von Toleranz, Gewaltfreiheit und Kampf gegen autoritäres Gebaren in den Büchern J. K. Rowlings. "Potter"-Leser könnten schwer die Ähnlichkeiten zwischen Donald Trump und Lord Voldemort übersehen, so Mutz. Die Studie "Harry Potter and the Deathly Donald?" soll in einer Spezialausgabe des Magazins "PS: Political Science and Politics" zur US-Wahl erscheinen.

Fotos: APA/AFP/JIM WATSON und AP/Warner Bros. Pictures, Murray Close

Warum das Faultier kaum Nachahmer findet

Wann immer ein Artikel zu Faultieren erscheint, folgen im Forum Sympathiebekundungen – und Ausdrücke des Neids über dessen herrlich unaufgeregten Lebensstil. Tatsächlich lebt das Faultier aber in einer ökologischen Nische, die kaum ein anderes Tier besetzen will. Der Biologe Jonathan Pauli von der University of Wisconsin-Madison bezeichnet den Lebensstil von Faultieren sogar als den seltensten unter allen Wirbeltieren. Und er rechnet in seiner Studie im "American Naturalist" vor, warum das so ist.

Andere Wirbeltiere, die wie Faultiere in Baumkronen leben, fressen hochkalorische Nahrung wie Fleisch oder Früchte – nicht Blätter wie das Faultier. Blattfresser gibt es zwar ebenfalls reichlich – aber die leben am Boden und sind großgewachsen, wodurch sie die wenig ergiebige Nahrung in rauen Mengen fressen können. Dem Faultier, das klein bleiben muss, um klettern zu können, ist das nicht möglich. In dieser Zwickmühle kann es nur deshalb überleben, weil seine Stoffwechselrate – und damit auch das Tempo, in dem es lebt – unwahrscheinlich niedrig ist: Ein Dreifinger-Faultier verbrennt 110 Kalorien am Tag, das ist der geringste Energieoutput aller Säugetiere. Diese ökologische Nische ist laut Pauli so schmal, dass sie nach den Gesetzen der Evolution nur in seltenen Ausnahmefällen besetzt wird.

Foto: UW-Madison/Zach Peery

Kleine Ellipse entpuppt sich als riesige Scheibe

Die etwa 250 Millionen Lichtjahre von uns entfernte Galaxie UGC 1382 wurde bislang offenbar völlig verkannt. Seit den 1960er Jahren hielt man sie für eine kleine elliptische Galaxie, wie es unzählige andere gibt – nichtssagend eigentlich. Inzwischen jedoch enthüllte eine neue Untersuchung der NASA auf verschiedenen Wellenlängen Spiralarme – unmöglich bei einer Ellipse. Nachdem sie umklassifiziert worden war, wurde UGC 1382 noch genauer unter die Lupe genommen und erst da zeigte sich ihr wahrer Charakter: Mit einem Durchmesser von 718.000 Lichtjahren ist sie nicht nur zehnmal so groß wie bisher gedacht, sondern auch siebenmal so groß wie unsere Milchstraße. Ein wahre Riesin also.

Sie entspricht damit in etwa der 1,2 Milliarden Lichtjahre von uns entfernten Gigantin Malin 1. Und beide gehören auch zum selben – von der Form unabhängigen – Typ, den sogenannten "Low Surface Brightness Galaxies". Das bedeutet, dass die Helligkeit auf ihrer beobachtbaren Fläche geringer ist als die Helligkeit des Nachthimmels. Und riesig ist auch nur auf die Ausdehnung bezogen: Obwohl siebenmal größer als unsere Heimatgalaxie, hat UGC 1382 laut den Astronomen in etwa die gleiche Masse in Form von Gas und Sternen.

Foto: NASA/JPL/Caltech/SDSS/NRAO/L. Hagen and M. Seibert

Bester Freund an der Seite und am Teller

Die Bewohner des nördlichen Sibiriens hatten vor 2.000 Jahren ihre Hunde nicht nur buchstäblich zum Fressen gern, sie schätzten sie offenbar auch als hilfreiche Gefährten, denen sie nach ihrem Tod eine würdige Beisetzung bereiteten. Kaum einen Steinwurf vom Polarkreis entfernt entdeckten Archäologen im nordrussischen Salekhard eine Gebräbnisstätte für Hunde. Die Überreste von insgesamt fünf Vierbeinern wurden von den Wissenschaftern um Robert Losey von der kanadischen University of Alberta freigelegt. Die sorgfältige Grablegung legt nahe, dass die Besitzer ihren Tieren emotional zugetan waren. Gemeinsam mit anderen Funden illustriert die Entdeckung die vielschichtige und komplexe Beziehung, die die Menschen damals offenbar zu ihren Hunden hatten: Viele der zuvor in Salekhard ausgegrabenen Hundeüberreste – zusammen genommen sind es bisher 115 – wiesen Messerspuren auf. Losey vermutet daher, dass die Hunde nicht nur als Jagdgehilfen dienten, sondern auch auf den Tellern ihrer Herrchen und Frauchen gelandet sein dürften.

Foto: University of Alberta/Robert Losey

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Sowohl Pilot als auch Weltkriegsflugzeug sind Originale

Einmal noch mit einem Weltkriegsflieger durch die Wolken ziehen: Das hatte sich ein 93 Jahre alter Veteran aus Tschechien ersehnt – nun wurde ihm dieser Wunsch erfüllt: Emil Boček durfte am vergangenen Donnerstag bei einem zweisitzigen britischen Spitfire-Jagdflugzeug den Steuerknüppel selbst in die Hand nehmen. 20 Minuten dauerte der Rundflug in Biggin Hill bei London. Boček hatte für die tschechoslowakische Exil-Luftwaffe in den Verbänden der Royal Air Force gegen Nazi-Deutschland gekämpft. Mehr als 300 tschechoslowakische Piloten waren bei den Einsätzen ums Leben gekommen. Während des Kommunismus von 1948 bis 1989 wurden ihre Verdienste an der Seite der Alliierten von Prag verschwiegen. Das änderte sich nach der Wende: Der tschechische Präsident Milos Zeman ernannte Bocek vor zwei Jahren ehrenhalber zum Brigadegeneral.

Foto: AP/Philip Toscano

Vergesst das Murmeltier, der Tag der Kröte kommt

Alljährlich werden in Nordamerika am 2. Februar – dem "Groundhog Day" – Waldmurmeltiere aus ihren Bauten gelockt, um über ein sinnbefreites Ritual zur Vorhersage des Frühlingsbeginns zu kommen. Die Trefferquote liegt laut einer kanadischen Langzeitstudie bei beschämenden 37 Prozent.

Ein klarer Zusammenhang mit dem Wetter ist laut David Green von der McGill University hingegen bei der im Osten Nordamerikas lebenden Krötenart Anaxyrus fowleri gegeben. Für ihren achtmonatigen Winterschlaf graben sich die Amphibien bis zu einem Meter tief im Sand ein und wachen immer erst dann auf, wenn der Sand unter ihnen kälter wird als die Schicht, die sie bedeckt. 24 Jahre lang haben Green und seine Kollegen die Fowler-Kröten am Erie-See beobachtet und deren Verhalten mit den Wetteraufzeichnungen des jeweiligen Jahrs verglichen. In ihrer Studie stellten die Forscher auch einen eindeutigen Trend fest: Da es immer wärmer wird, wachen die Kröten von Jahr zu Jahr früher auf.

Foto: David Green, McGill University

Strand in Südchile wurde zum Walfriedhof

Die südliche Küstengebiete Chiles erweist sich einmal mehr als gefährliches Terrain für Wale: Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind an einem Strand in der Region Aysen mindestens 70 der Meeressäuger angespült worden. Ein Hubschrauberpilot des nationalen Fischereiamtes hatte deren Überreste an der Westküste der Insel Clemente entdeckt. Aufgrund der Bilder gehen Experten davon aus, dass es sich eher um kleine Wale handelt, möglicherweise Grindwale. Die Färbung der Kadaver lässt jedenfalls darauf schließen, dass sie schon vor etwa zwei Monaten starben. Etwas weiter südlich in derselben Region waren im vergangenen Jahr 337 verendete Wale gefunden worden. Laut der Internationalen Walfangkommission leben in der südlichen Hemisphäre rund 10.000 Exemplare der Spezies.

Foto: APA/AFP/SERNAPESCA

Für das richtige Glitzern im Auge

Findet noch jemand, dass die Rüstung von Iron Man ruhig ein bisschen mehr hätte glitzern können, dass es dem Batmobil an Glanz fehlte und auch der Schild von Captain America zu wünschen übrig ließ? Dieser Meinung ist zumindest ein Team von Computerwissenschaftern um Ravi Ramamoorthi von der University of California. Sie entwickelten einen neuen Algorithmus, der viel besser als bisher verwendete Software simuliert, wie Licht mit winzigen Oberflächendetails interagiert. Durch solche "Glints" sollen künftig am Computer entworfene Bilder von beispielsweise Autofarben oder metallischen Oberflächen viel realistischer als bisher aussehen – als Beispiel präsentierte das Team unter anderem obige Schnecke mit Metallhaus.

Foto: Jacobs School of Engineering/UC San Diego

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Mammutprojekt Elefantenumsiedelung

Das sieht gelinge gesagt ruppig aus, aber mittel- bis langfristig soll dieser Transport dem betreffenden Afrikanischen Elefanten zugute kommen. Und nicht nur ihm, sondern auch 499 Artgenossen: Der südostafrikanische Staat Malawi hat damit begonnen, in großem Stil Elefanten umzusiedeln. Mit Kränen und Lastwägen werden die betäubten Tiere vom Nationalpark Liwonde und anschließend einem weiteren in das Schutzgebiet Nkhotakota verfrachtet. Dort ergeht es ihnen hoffentlich besser als der vormals dort lebenden Elefantenpopulation, die von Wilderern praktisch ausgerottet worden ist. Mit dem Projekt sollen die Tiere in dem für afrikanische Verhältnisse recht dicht besiedelten Land besser verteilt werden und künftig ein Reservoir für staatenübergreifende Arterhaltungsprogramme bilden. Craig Reid, Manager des Liwonde-Parks, nannte Liwonde "eine ökologische Insel in einem Meer aus Menschen".

Foto: AP Photo/Tsvangirayi Mukwazhi

Melania Trump und die Wahrscheinlichkeitsrechnung

Dass Donald Trumps Ehefrau Melania auf dem Republikanerparteitag eine Rede hielt, die verblüffende Parallelen zu einer früheren Rede Michelle Obamas aufwies, führte rasch zu Plagiatsvorwürfen. Zunächst wurde der Ideenklau abgestritten, aber schließlich veröffentlichte Trumps Redenschreiberin Meredith McIver ein Statement, wonach alles ein Missverständnis gewesen sei: Melania Trump habe ihr Passagen vorgelesen, die sie inspiriert hätten – und McIver habe fälschlicherweise angenommen, es seien Trumps eigene Worte.

Noch vor diesem verhatschten Eingeständnis hatte sich der kanadische Physiker und Mathematiker Robert Rutledge von der McGill University zu Wort gemeldet und vorgerechnet, wie unwahrscheinlich es sei, dass Michelle Obama nicht die Originalquelle ist. Er definierte 14 Schlüsselphrasen bzw. syntaktische Einheiten oder Wortgruppen, die in beiden Reden vorkamen. Anschließend rechnete er die Zahl der Permutationen vor, in welcher Reihenfolge diese Phrasen angeordnet werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass in beiden Reden die gleiche Reihenfolge nur durch Zufall auftrete, beträgt laut Rutledge 1 : 87 Milliarden. Das sei 9.000 Mal unwahrscheinlicher, als zweimal im Leben vom Blitz getroffen zu werden. (jdo, tberg, 24. 7. 2016)

Foto: APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY