Klaus Taschwer, Johannes Feichtinger. Stefan Sienell, Heidemarie Uhl (Hg), Experimentalbiologie im Wiener Prater. € 14,90/ 68 S. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2016.

Cover: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Es war dem Idealismus dreier Wissenschafter zu verdanken, dass Wien Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Experimentalbiologie wurde: Hans Leo Przibram, Wilhelm Figdor und Leopold von Portheim gründeten 1903 die "Biologische Versuchsanstalt" (BVA) im Wiener Prater. Sie investierten 300.000 Kronen, um das Haus zu kaufen und mit modernster Infrastruktur auszustatten. 1914 schenkten sie es der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

In deren Nachfolgeorganisation, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) war die Geschichte dieser Institution und vor allem ihr trauriges Ende jahrelang verdrängt worden. Die Gründer, Vertreter des jüdischen Bürgertums, und zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiter wurden durch die Nationalsozialisten enteignet, vertrieben und ermordet.

Im vergangenen Jahr fand mit einer Ausstellung, auf deren Basis dieses Buch entstand, die Wiederaufarbeitung der Geschichte einen ersten Höhepunkt: Für Akademie-Präsident Anton Zeilinger ist das nur ein Anreiz für tiefergehende Forschungen.

STANDARD-Redakteur Klaus Taschwer, hier Co-Herausgeber, verfolgt dieses Anliegen schon lange – und wird im Herbst ein Buch über das Leben und Sterben eines einst als Genie gefeierten Forschers der Versuchsanstalt herausbringen: Der Fall Paul Kammerer. (pi, 13.7.2016)