Wien – Anlegern der strudelnden Hollandfonds der deutschen Emissionsgesellschaft MPC droht erneut Ungemach. Laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die MPC-Treuhänderin TVP den Gesellschaftern der Fonds 57, 59, 67 und 68 eine Beschlussfassung bis 9. August über die Auflösung der Gesellschaft vorgelegt. Bei Nichtzustimmung drohe allen Fonds die Insolvenz.

Der VKI rät den betroffenen Anlegern davon ab, dem vorgelegten Liquidationsbeschluss zuzustimmen, da die wesentlichen Punkte des Beschlussvorschlags im Dunkeln lägen. Laut Schreiben von TVP habe ein unbekannter Investor die Forderungen der Finanzierungsbank in allen vier Fonds aufgekauft und wolle nunmehr rasch die holländischen Immobilien verwertet sehen. Binnen vier Wochen sollen die Gesellschafter (Anleger) dem Verkauf der Gebäude sowie der Liquidation der Gesellschaft zustimmen. Dafür verzichte der Investor darauf, die bereits erfolgten Ausschüttungen zurückzufordern.

Haken

Laut VKI-Rechtschef Peter Kolba hat das Angebot einige Haken, wie er am Dienstag mitteilte. So verdiene die MPC-Gruppe mit dem gewünschten Immobiliendeal erneut "satte Provisionen, ohne selbst zu einem teilweisen Schadenersatz für die Anleger auch nur irgendetwas beizutragen". Zudem könnte es sein, dass die Immobilien verschleudert werden.

Das stimme nicht, sagt Kurt Cowling von MPC. Die Firma, die mit dem Immo-Verkauf beauftragt wurde, arbeite auf Provisionsbasis, habe also Interesse daran, einen hohen Verkaufserlös zu erzielen. Leider sei es aufgrund der schlechten Lage auf dem holländischen Markt aber unwahrscheinlich, dass mit dem Verkauf mehr oder gleich viel erlöst werde, wie die Gesellschaften an Kreditschulden haben, so Cowling. Insofern sei es ein "Erfolg im Sinne einer Schadensverringerung", dass der Investor darauf verzichte, die bereits erfolgten Ausschüttungen der Anleger – diese waren im Fall der MPC-Fonds Kommanditisten – zurückzuverlangen.

Geheimnisvoller Investor

Warum der Investor nicht verraten wird? Ursprünglich sei die finanzierende Bank der MPC-Holland-Gebäude die niederländische SNS Property Finance gewesen. Diese sei aber in Turbulenzen geraten und habe im Zuge ihrer Sanierung ihre Immobilienkredite – auch die an MPC – an eine internationale Investmentbankgruppe verkauft. Diese habe sich eine Verschwiegenheitsklausel ausbedungen. "Die kaufen international Darlehen auf, um die Sachgüter zu verwerten und entsprechend zu verdienen", so Cowling. "Darauf haben wir als MPC überhaupt keinen Einfluss."

Die MPC-Gesellschaften haben jeweils offene Schulden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Beim Hollandsfonds 57 sind es laut Cowling zum Beispiel 24 Millionen Euro, beim Fonds 67 etwa 14 Millionen. Um wie viel der unbekannte Investor SNS Property (heute: Propertize) die Kreditforderungen abgekauft hat, ist unbekannt. "Da hat es sicher einen Abschlag gegeben", so Cowling.

Für Konsumentenschützer Kolba ist jedenfalls klar: Die Einzigen, die bei den Fondsgesellschaften verloren hätten, seien die Anleger. Der VKI würde gerne selbst mit dem Investor verhandeln, um offene Punkte zu klären. Der VKI vertritt in Sachen MPC-Fonds mehr als 3.000 Anleger, die einen Schaden von insgesamt 170 Millionen Euro beklagen. Cowling indes kritisierte am Dienstag erneut die Vorgangsweise des VKI: "Wir haben dem VKI die Beschlussvorlage schon vor einer Woche aktiv zugesandt, doch der VKI hat es nicht der Mühe wert gefunden, mit uns Kontakt aufzunehmen." (APA, 12.7.2016)