Aus dem Verkauf des 10,9-Prozent-Pakets an Alrosa konnte der russischen Regierung keinen maximalen Profit schlagen, sie verkaufte die Papiere am unteren Ende der Preisspanne.

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Vizepremier Igor Schuwalow ist zufrieden: Der Verkauf des Aktienpakets am mehrheitlich staatlichen Diamantenförderer Alrosa habe gezeigt, dass Russland "absolut eigenständig" die Privatisierung durchziehen könne, sagte er. Für den Herbst kündigte Schuwalow noch den möglichen Verkauf von Aktien der Ölkonzerne Rosneft und Baschneft an. Das Beispiel Alrosa habe gezeigt, dass deren Privatisierung ebenfalls erfolgreich verlaufen könne, so Schuwalow. Anteile an der staatlichen Bank VTB will der Kreml 2017 abstoßen.

Der Verkauf des 10,9-Prozent-Pakets an Alrosa lässt sich allerdings nur bedingt als Erfolg bezeichnen: Zwar war die Emission Berichten zufolge dreifach überzeichnet, trotzdem konnte die russische Regierung daraus keinen maximalen Profit schlagen und verkaufte die Papiere am unteren Ende der Preisspanne.

Vier Prozent Abschlag

Insgesamt nahm Moskau 52,2 Milliarden Rubel (umgerechnet 735 Millionen Euro) mit der Alrosa-Teilprivatisierung ein. Das entspricht einem Kurs von 65 Rubel pro Aktie – ein Abschlag von vier Prozent gegenüber dem Börsenkurs von Freitag. Gegenüber dem Durchschnittskurs des vergangenen Halbjahres liegt der Preis sogar um sechs Prozent niedriger.

Ein Rabatt von sechs Prozent sei angesichts der Umstände normal, meint Wadim Bit-Awragim, Analyst der Investmentgesellschaft Kapital. International sei die Nachfrage nach russischen Aktiva weiterhin gering, Sanktionen, Krise und politische Spannungen haben Spuren hinterlassen. "Selbst wenn die Koordinatoren nur zu 65 Rubel an internationale Investoren verkaufen konnten, ist das schon ein Erfolg", sagte Bit-Awragim.

Wie groß der Anteil internationaler Käufer tatsächlich war, ist unklar. Laut der Nachrichtenagentur RBK könnte ein Großteil der Aktien vom russischen staatlichen Investmentfonds RDIF aufgekauft worden sein – was der Idee der Privatisierung widersprechen würde. Als weitere Käufer werden Oppenheimer, Genesis und Lazard genannt.

Prochorow verkauft auch

Trotz aller Dementis in der jüngeren Vergangenheit hat auch bei Michail Prochorow die Verkaufswelle begonnen. Seine Onexim-Gruppe teilte nun offiziell mit, dass der Oligarch die ihm gehörenden 20 Prozent am Düngemittelproduzenten Uralkali abgegeben habe. Käufer ist der weißrussische Geschäftsmann Dmitri Lobjak, als Kompensation wird die Summe von 1,7 Milliarden Dollar kolportiert – das entspricht etwa dem Marktwert.

Uralkali-Großaktionär Dmitri Maseppin begrüßte das Geschäft bereits: "Wir kooperieren seit langem erfolgreich mit Dmitri Lobjak und seinen Unternehmen bei einer Reihe von Projekten, die mit der Lieferung unserer Produktion zusammenhängt", kommentierte ein Sprecher Maseppins den Aktionärswechsel. Tatsächlich kennen sich die beiden schon von der Minsker Militärschule.

Für Prochorow hingegen bedeutet der Ausstieg bei Uralkali einen herben Verlust, hatte er seine Anteile doch vor drei Jahren für etwa das Doppelte gekauft. Medienberichten nach ist Uralkali nicht das letzte Prochorow-Aktiv in Russland, das zum Verkauf steht.

Der Milliardär steht seit Monaten unter Druck. Im April haben Ermittler Büros fast aller seiner Unternehmen durchsucht. Offiziell ging es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Allerdings halten sich Gerüchte, dass der Kreml mit der Informationspolitik der Prochorow-Mediaholding RBK unzufrieden war. RBK hatte in der Vergangenheit über das Business-Imperium der mutmaßlichen Putin-Tochter Jekaterina Tichonowa berichtet und auch die Panama Papers veröffentlicht, in denen Sergej Roldugin, ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten, auftaucht. Inzwischen wurde die Chefredaktion bei RBK ausgetauscht. (André Ballin aus Moskau, 12.7.2016)