Hamilton/Dunedin – Im besten Fall ist es ein in den ersten Kindheitsjahren auftretendes Verhalten, das nicht gefördert wird und sich wieder verliert, im schlimmsten Fall Begleiterscheinung einer Verhaltensstörung: das haben die beiden voneinander getrennt zu betrachtenden Phänomene Daumenlutschen und Nägelbeißen gemeinsam.

Etwas gebe es da aber noch, berichten Forscher der kanadischen McMaster University und der neuseeländischen Dunedin School of Medicine im Fachmagazin "Pediatrics": Die beiden Verhaltensweisen würden das Risiko, Allergien zu entwickeln, senken. Es dürfte sich dabei um einen ähnlichen Effekt handeln, den man von Kindern kennt, die auf dem Land aufwachsen, dort mit deutlich mehr "Schmutz" konfrontiert werden Kinder aus Stadtwohnungen und dadurch für ihr weiteres Leben desensibilisiert sind.

Die Studie

Für ihre Studie zogen die Forscher ein Sample von 1.000 neuseeländischen Kindern heran, die in den Jahren 1972/73 geboren wurden und seitdem Gegenstand eines Langzeit-Monitoring sind. Als die Kinder ein Alter von fünf, sieben, neun und elf Jahren erreicht hatten, waren die Eltern jeweils gefragt worden, wie es mit obigen Verhaltensweisen aussehe. 31 Prozent der Kinder wurden daraufhin als häufige Daumenlutscher oder Nägelkauer eingestuft.

Im Alter von 13 und 32 Jahren wiederum wurden die Probanden auf Allergien getestet. Und es wurden in der Tat Unterschiede festgestellt: Im Alter von 13 hatten 49 Prozent der Kinder, die weder Daumen lutschten noch Nägel bissen, mindestens eine Allergie entwickelt. Bei Kindern, die eine der beiden Verhaltensweisen zeigten, waren es nur 38 Prozent. Und bei denen, die beides taten, gar nur 31 Prozent. Ähnliche Unterschiede waren auch im Alter von 32 noch festzustellen.

Einschränkungen

Für die Studie wurden jeweils atopische Reaktionen mittels Hauttests herangezogen. Eine Verbindung zwischen den beiden Verhaltensweisen und der Häufigkeit von Asthma oder Heuschnupfen ließ sich hingegen nicht feststellen.

Begleitend zu ihrer Studie erklärten die Forscher um Malcolm Sears von der McMaster University, dass sie es trotz der Ergebnisse ausdrücklich nicht empfehlen, Nägelbeißen und Daumenlutschen zu fördern. Aber wenigstens hätten diese Verhaltensweisen auch eine positive Seite. (red, 16. 7. 2016)