Auch unter Südkoreanern regt sich Protest gegen die Stationierung des Raketenschild THAAD.

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Pjöngjang/Seoul – Die nordkoreanische Führung hat den USA und Südkorea mit militärischer Gewalt gedroht, sollten sie mit ihren Plänen für die Errichtung eines Raketenschilds auf südkoreanischem Boden ernst machen. Die Demokratische Volksrepublik Korea werde eine "Gegenaktion" starten, sobald der Ort und der Zeitpunkt der Stationierung des Raketenschilds bestätigt würden, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag das Militär des Landes. Die Streitkräfte verfügten dazu über ausreichende moderne Mittel, hieß es weiter.

Nordkorea kappt nun die letzten diplomatischen Verbindungen zu den USA. Das Land sei informiert worden, dass nunmehr sämtliche Kanäle geschlossen worden seien, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag.

Die südkoreanische Regierung bezeichnete die Drohung aus dem Norden als "lächerlich". "Nordkorea muss zugeben, dass es selbst den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel bedroht, und sich für seine Provokationen entschuldigen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul.

Raketenschild THAAD

Washington und Seoul hatten am Freitag gemeinsame Pläne für die Stationierung eines Raketenabwehrsystems in Südkorea verkündet. Der Raketenschild THAAD richte sich einzig gegen Nordkorea, erklärten die Verteidigungsministerien beider Länder. Wo genau und wann der Raketenschild stationiert werden soll, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Offenbar als Reaktion auf die Ankündigung testete Nordkorea am Samstag nach Angaben aus Seoul erneut eine von einem U-Boot abgefeuerte Rakete.

Nordkorea hatte im Jänner eine Atombombe zu Testzwecken gezündet, es war Pjöngjangs vierter Atomwaffentest. Dem schlossen sich eine Reihe von Raketentests an. Der Uno-Sicherheitsrat beschloss deshalb Anfang März die bisher schärfsten Sanktionen gegen das isolierte Land.

Reichweite bis zu 4.000 Kilometer

Trotzdem feuerte Nordkorea im April erneut eine Rakete ab, offenbar auch von einem U-Boot. Vor gut zwei Wochen folgten Tests von zwei Mittelstreckenraketen, bei denen es sich vermutlich um Raketen des neuen Typs Musudan handelte. Diese Raketen sollen eine Reichweite von bis zu 4.000 Kilometern haben, womit sie auch den US-Stützpunkt auf der Pazifikinsel Guam treffen könnten.

Der geplante Raketenschild stößt bei den Bürgern an den möglichen Standorten in Südkorea auf Widerstand. Am Samstag demonstrierten 3.500 Menschen im Bezirk Chilgok. Sie beklagten, dass die Region seit der Stationierung von US-Truppen 1960 unter Stagnation leide. Am Montag war eine Demonstration im Bezirk Eumseong geplant, um gegen die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung über mögliche Gefahren der Abwehrraketen zu protestieren. (APA, 11.7.2016)