Deutsches Liedgut: Welser Kindergartenkinder sollen singen, werden aber nicht geprüft – vorerst

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Wels – Der Kompetenztest in Sachen deutschem Kulturgut bleibt Welser Kleinkindern erspart – vorerst. Der am Freitag vorgestellte Wertekodex für städtische Kindergärten enthält nicht die im Vorfeld heftig umstrittene Passage, dass Kinder fünf Gedichte aufsagen und fünf deutsche Lieder singen können sollen. Diese Vorgaben sollen aber in einen Lernzielkatalog aufgenommen werden, den Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) im Frühling vorstellen will.

Der von Rabl und Stadträtin Margarete Josseck-Herdt (FPÖ) am Freitag präsentierte Kodex ist umfangreicher als der Wertekompass des Landes für Schulen. Er richtet sich an Pädagogen und Eltern gleichermaßen und soll eine Richtschnur darstellen. Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit, wertschätzender Umgang miteinander oder Kinderrechte sind darin ebenso enthalten wie das Achten auf einen "vorbildlichen Sprachgebrauch".

Kultur und Brauchtum

Umstrittener war im Vorfeld der Bereich "Kultur und Brauchtum". Dazu wird in der Broschüre festgehalten, dass man durch das "Feiern von christlichen, traditionellen und kulturellen Festen im Jahreskreis" Bildung vermitteln wolle. Die Kinder sollen aber auch von anderen Religionen und Kulturen erfahren und es wird betont, dass religiöse Erziehung im Kompetenzbereich der Familie liege.

Statt dem Ziel mit den fünf Gedichten und Liedern ist im Wertekodex nun zu lesen, dass Lieder, Gedichte oder Geschichten in das Bildungsangebot einfließen solle. Rabl betonte, dass er von dem ursprünglichen Plan nicht abrücke, sondern Lernziele – also auch sprachliche oder motorische – in einem eigenen, voraussichtlich im Frühling 2017 erscheinenden Katalog zusammengefasst werden sollen. Die Ziele leiten sich aus Wünschen der Volksschulen ab, es werde dazu "kein Zeugnis" geben, erklärte Rabl.

Alle meine Entchen oder Müllers Lust

Ob die Zahl fünf im Lernzielkatalog enthalten sein wird, sei aber offen, das sei Sache von Experten. Er halte das Lernen von Gedichten und Liedern jedenfalls für "ein probates Mittel zum Spracherwerb", man müsse den Pädagogen aber "Spielraum lassen, ob sie mit den Kindern 'Das Wandern ist des Müllers Lust' oder 'Alle meine Entchen' singen", so der Bürgermeister. (APA, 8.7.2016)