Rom/Vatikanstadt – Acht Monate nach seinem Beginn ist der sogenannte "Vatileaks 2"-Prozess um die Veröffentlichung geheimer Dokumente zu möglicher Veruntreuung von Geldern im Vatikan am Donnerstag mit dem Freispruch der beiden angeklagten Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi zu Ende gegangen.

Im Falle der beiden Journalisten erklärte sich die vatikanische Justiz für nicht zuständig, da die beiden italienische Staatsbürger seien, die keinerlei Beziehung zum Vatikan hätten. Freigesprochen wurde auch der Mitarbeiter der vatikanischen Wirtschaftskommission Nicola Maio.

Die PR-Expertin Francesca Immacolata Chaouqui wurde zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Für den spanischen Priester Lucio Vallejo Balda wurde eine Haftstrafe von 18 Monaten beschlossen. Vallejo Balda und Chaouqui waren Mitglieder einer vatikanischen Wirtschaftsprüfungskommission, die Missstände im vatikanischen Finanzgebaren aufdecken sollte.

Die beiden wurden wegen Veröffentlichung vertraulicher Vatikan-Dokumente verurteilt und müssen auch für die Prozesskosten aufkommen. Die Rechtsanwältin Chaouquis, Laura Sgro, schloss nicht aus, dass ihre Mandantin gegen die Verurteilung Berufung einlegen werde.

Nuzzi und Fittipaldi hatten im November Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan unter anderem Veruntreuung von Geldern vorwerfen. Sie sollen vertrauliche Dokumente aus der Kurie erhalten haben, die ihnen laut der Anklage von den anderen drei Angeklagten zugespielt worden sein sollen.

"Heute ist ein historischer Tag, nicht nur für Journalisten, sondern auch für den Vatikan. Das vatikanische Gericht hat Mut bewiesen und eingesehen, dass wir nur unsere Pflicht als Journalisten getan haben. Unser Freispruch bezeugt mit Kraft die Wende, die das Pontifikat Franziskus' für den Vatikan darstellt", kommentierte Nuzzi nach dem Freispruch. Ein Gesetz zum Schutz von Informanten existiert im Vatikan nicht. Nuzzis Buch "Via Crucis" war im November vom Salzburger "Ecowin"-Verlag mit dem Titel "Alles muss ans Licht" veröffentlicht worden.

"Am Ende dieses kafkaesken Prozesses hat der Vatikan einen intelligenten Schritt zurück gemacht. Ich hatte eigentlich nicht mit dem Freispruch gerechnet. Ich bin sehr zufrieden", kommentierte der Autor und Journalist des italienischen Nachrichtenmagazin "L Espresso", Emiliano Fittipaldi. (APA, 7.7.2016)