Gewöhnliche Putzerfische (Labroides dimidiatus) im Maul eines Zackenbarsches. Bei größeren Raubfischen halten sich die Putzerfisch-Weibchen mit der Schummelei etwas zurück.

Foto: Simon Gingins

Neuenburg – Putzerfische ernähren sich hauptsächlich von Parasiten, die sie auf der Haut riffbewohnender Fische vorfinden. Dieses Arrangement ist von beiderseitigem Nutzen: Der Putzerfisch kann sich sattfressen und sein "Kunde" wird lästige oder gar gesundheitsgefährdende Schädlinge los. Ab und zu allerdings nehmen sich Putzerfisch-Weibchen mehr als ihnen zusteht und werden so selbst zu Schmarotzern: Deutsche Biologen konnten nun beobachten, dass die Putzerfische dem größeren Fisch etwas von seinem Hautschleim stehlen und dabei oft geschickte Täuschungsmanöver anwenden.

Der Hautschleim enthält bestimmte Nährstoffe, die Putzerfisch-Weibchen für die Produktion von Eiern brauchen und normalerweise nicht von den Parasiten bekommen, wie Sandra Binning von der Uni Neuenburg in einer Mitteilung der "Society for Experimental Biology" erklärte.

"Ihre Kunden wollen den Schleim aber nicht verlieren, so dass die Putzerfische eine taktische Täuschung nutzen – also sie mit dem Versprechen eines ehrlichen Parasiten-Putzdienstes anlocken", so Binning. Dabei zielen sie insbesondere auf größere Fische ab, da sie von diesen mehr Schleim stehlen können als von kleineren.

Ehrlichkeit gegenüber den großen Raubfischen

Die Täuschung geht sogar so weit, dass diese Putzerfische einen ehrlichen Putzdienst für kleine Fische verrichten, während die großen Fische zuschauen. So versuchen sie letztere dazu zu verführen, ebenfalls ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Nur die sehr großen Raubfische werden nie reingelegt, "weil sie die Putzer für schlechtes Benehmen hart bestrafen können", so Binning.

Die Putzerfische scheinen ihre Strategie an die jeweilige Situation anzupassen: "In Habitaten mit vielen Putzern auf kleinem Raum herrscht hohe Konkurrenz um Kunden; die Putzer müssen also ihren guten Ruf wahren und führen mehr ehrliche Dienste aus als wenn sie die einzigen in weitem Umfeld sind", erklärte Binning.

Hinzu kommt der Stress, unter dem Weibchen bei der Eierproduktion stehen. Dann nämlich betrügen sie häufiger, um an den Hautschleim ihrer Kundenfische zu kommen. Bei hoher Konkurrenz werden sie dabei umso hinterlistiger. Männchen täuschen ihre Kunden hingegen selten.

Das Forscherteam unter der Leitung von Redouan Bshary von der Uni Neuenburg studiert seit langem das Kooperationsverhalten von Putzerfischen in australischen Korallenriffen. Sandra Binning stellte die neuesten Studienergebnisse kürzlich an der Jahresversammlung der "Society for Experimental Biology" in Brighton vor. APA, red, 9.7.2016)