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Machte die Griechen groß: Otto Rehhagel, der Mann aus dem Pott, mit dem Pott.

Foto: ap/augstein

Vor Leicester City kam Griechenland. Noch nie hatte das vermeintliche Fußball-Entwicklungsland ein Spiel bei einem Großereignis gewonnen – 2004 waren es deren vier, das reichte zu einer der größten Sensationen der Fußballgeschichte. Das Schema F von Feldherr Otto Rehhagel: Hinten beinharte Manndeckung mit personeller Überzahl, vorne ein Kopfballtor pro K.O.-Runde, bevorzugt von Angelos Charisteas‘ Magnetstirn.

Die Hellenen stolperten trotz eines 2:1-Auftaktsieges gegen Gastgeber Portugal nur dank der Tordifferenz in die Playoffs, die Gegner dort schienen Mal um Mal übermächtig. Erst kam Frankreich, der Titelverteidiger. Primgeiger Zinedine Zidane schien mit drei Toren in der Vorrunde auf dem Weg zu Großem. Im Viertelfinale trat seine Grande Nation aber zu lange zahnlos, fast arrogant, auf. Theodoros Zagorakis, Kapitän des "Piratenschiffs", ließ Bixente Lizarazu in der 65. Minute auf dem rechten Flügel stehen und setzte Charisteas eine Zuckerflanke auf den Kopf, die dieser vorbei an Fabien Barthez ins Goal donnerte.

Zehn Jahre danach: Otto Rehhagel, der Meister spricht.
PETRIDISGEORGE

Auf ins Halbfinale, es wartete die stärkste Mannschaft des Turniers. Die Tschechische Republik in der Blütezeit ihrer niemals vergoldeten goldenen Generation: Pavel Nedved, Karel Poborsky, im Tor der noch helmlose Petr Cech. An vorderster Front bombten BVB-Hüne Jan Koller und Milan Baros, mit fünf Treffern Torschützenkönig und Shooting Star der EM.

Zugegeben, Griechenland hatte Glück. Erst nachdem sich Nedved Ende der ersten Halbzeit verletzte, wurde der Underdog zusehends gefährlicher. Zudem kam die Entscheidung im perfekten Moment. Das Silver Goal, der kleine Bruder des Golden Goal, debütierte bei der EM; in der Verlängerung würde bei einem Treffer nur die Halbzeit fertig gespielt. Innenverteidiger Traianos Dellas köpfte exakt in der 105. Minute zum 1:0 ein, sein silbernes Tor war in Wahrheit golden. Übrigens nach einem Eckball von der rechten Seite.

Im Finale dann Portugal, man kannte sich aus dem Auftaktspiel. Es gab nur einen Weg, das Turnier zu entscheiden. Ein Eckball von rechts und das hochspringende Kopfballungeheuer Angelos Charisteas machten Griechenland zum Sensationssieger. Zum Spieler des Turniers wurde Zagorakis gewählt. "Wir haben bewiesen, dass die griechische Seele unsere Stärke ist", sagte er danach. Und der Teilzeitpoet verdiente sein Geld von 1998 bis 2000 wo? Richtig, Leicester City. (Martin Schauhuber, 4.7. 2016)