Frieder Pfeiffer, "Die 100 spektakulärsten Fehlentscheidungen im Fußball". € 20,50 / 144 Seiten, Delius-Klasing-Verlag 2016.

Tim Jürgens, "Die 100 besten Torhüter im Fußball". € 20,50 / 144 Seiten, Delius- Klasing-Verlag, Bielefeld 2016

Schuld sind immer die anderen!" Diese zutiefst österreichische Erkenntnis, deren Wissen man entweder mit den Genen oder als gelernter Österreicher in verpflichtenden Kursen mit klingenden Namen wie "Künstlich Aufpudeln Teil 1 bis 3" bzw. für besonders Willige "Hyperventilieren für Fortgeschrittene" an heimischen Volkshochschulen vermittelt bekommt, lässt sich in Fragen der Politik, am besten aber beim Sport unter Beweis stellen. Schuld sind, gerade beim Fußball, immer die anderen – weil unfair, ungerecht, gemein oder urgemein. Nicht dass man schneller, besser, konzentrierter hätte sein müssen, um Scheitern zu verhindern und zu siegen. Zu den am häufigsten von Hausmasters Voice inkriminierten Personen gehören die Schiedsrichter.

Dass die Erregung über vermeintliche Ungerechtigkeiten und/oder wirkliche Fehlentscheidungen vonseiten der Referees aber das p. t. Publikum aus aller Herren Länder gleich hoch ist, belegt Frieder Pfeiffers Kompendium über Die 100 spektakulärsten Fehlentscheidungen im Fußball. Interessant, fast lustig, dass, entgegen üblichen Usancen, ein Ranking nicht mit der Nomenklatur "die besten" angekündigt wird. Fußball bewegt. Und das hat Folgen – positive sowie negative.

Auch noch Jahrzehnte nachdem eigentlich schon Gras über die Sache gewachsen sein müsste, regt man sich auf den Stammtischen des Ballester-Universums über das Wembley-Tor auf, über Maradonas "Hand Gottes", über Phantom-Tore, Schreiduelle, Ausschlüsse, geschenkte Elfer, blinde Flecken bei Abseitsstellungen, oscarreife Schauspieler und so weiter und so fort. Neue Fälle, um sie dem opulent illustrierten Buch für etwaige Neuauflagen hinzuzufügen, waren bei den Matches der EURO in Frankreich noch nicht gesehen; aber man soll das Turnier nie vor dem Abpfiff loben.

Eine zweite Spezies, die oft, nicht nur wortwörtlich, unter Beschuss steht, sind die Torhüter. Zumeist stehen sie im Schatten großer Stars, der Goalgetter, der Dribbelkünstler, Kopfballkönige, der Kreise ziehenden, Rochaden vollführenden Dirigenten im Mittelfeld. Ausnahmefall Elferschießen. Tim Jürgens porträtierte Die 100 besten Torhüter im Fußball, darunter Manuel Neuer, Michel Preud'homme, Cassillas, Ronny Hellström, Higuita, van der Saar, Hildebrandt, Ravelli, Olli Kahn, Peter Shilton u. v. a. Die Vorteile eines frühen Adieus sind Verzicht auf nationalistisches Gehabe und pure Freude am Spiel. Da die heimische Fußballhysterie sich proportional zum mäßigen Erfolg normalisierte, heißt es, auf den Winter zu warten, dann gibt es statt Lattenpendler wieder Ski-Latten und Schnee, auf dem wir alle talwärts fahren. Da sind wir nämlich Wödmaster! (Gregor Auenhammer, 5.7.2016)