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Klar ist, die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU ist eine mächtige Zäsur in Europa. In jeder Hinsicht. Was den EU-Hasser und Rechtspopulisten Nigel Farage betrifft, schaut die Zäsur mit heutigem Tage so aus: Vor dem "Independence Day", wie er ihn nennt, wollte er "sein Land zurück". Jetzt will er "sein Leben zurück". Und erklärt seinen Rücktritt als Ukip-Chef.

Er habe sein politisches Ziel erreicht, ist sein Hauptargument. Das gilt wohl auch für seine Antieuropapartei, Ukip, die man getrost als Ein-Themen-Partei bezeichnen kann. Sie hat sich mit dem Votum für einen Brexit ehrlicherweise selbst überlebt. Aus dieser Perspektive erscheint ein Rücktritt als logische Konsequenz. Und kommt nicht überraschend.

Farage kann also aktuell das glückliche Ende eines Kapitels feiern, das ohne weiteres unter dem Titel "25 Jahre Krieg gegen die EU" gestellt werden kann. Happy End mit Absprung zum richtigen Zeitpunkt. Denn ob zentrale Forderungen wie die Beschränkung des Arbeitsmarktes für EU-Ausländer tatsächlich kommen werden, damit muss sich dann diejenige Person herumschlagen, die Farage nachfolgt. Praktisch.

Emotionale Abstimmung

Farage hat Ukip erst zu einer relevanten Größe gebracht und ist letztlich einer der Hauptverantwortlichen für den Brexit. Denn er erklärte den Austritt aus der EU zu einer Grundbedingung für die Beibehaltung der britischen Identität. Sein emotionales Narrativ "Brüssel-Diktat versus souveräne Briten-Demokratie" hat letztlich hervorragend funktioniert und wurde auch von der konservativen "Vote Leave"-Kampagne übernommen.

Austritt aus der EU, abgehakt. Und jetzt? Andere Länder bei ihren Austrittsprojekten unterstützen? Eine neue Partei? Eines der Traumata von Nigel Farage ist angeblich, dass er bisher nie ein Mandat im britischen Unterhaus ergattert hat, obwohl er es immer wieder versuchte.

Um dieses – sein zweites? – Ziel zu erreichen, hat Farage sein Amt schon einmal zurückgelegt: 2009 trat er zurück, um sich auf den britischen Wahlkampf in seinem Wahlkreis zu konzentrieren. Er gewann wieder nicht. 2015 versuchte er es erneut, erlitt eine massive Schlappe. "Der Weg des gesunden Hausverstands" lautete damals sein Slogan. Ob er es noch einmal versuchen will, sollte es doch Neuwahlen geben, ist bisher nicht bekannt. Es würde aber ins Bild passen.

Sorgen machen muss man sich um Farage übrigens nicht. Er nagt keineswegs am Hungertuch. Ach ja. Nach der Wahlpleite 2015 trat Farage übrigens auch als Ukip-Vorsitzender zurück. Und kam nach drei Tagen wieder. Aber das nur nebenbei. (4.7.2016)