Wolfsburg/Washington – US-Anwaltskanzleien nehmen nach einem Bericht von "Spiegel Online" jetzt auch den Zulieferer Bosch ins Visier. Sie werfen dem Portal zufolge dem Unternehmen eine Mittäterschaft in der Affäre vor. Bosch hatte die Steuerungs-Software entwickelt und an VW geliefert, die für die Manipulation von Abgaswerten genutzt worden war.

VW hatte sich erst vor wenigen Tagen in einer Vereinbarung mit US-Behörden zur Zahlung von 14,7 Milliarden Dollar (rund 13,3 Milliarden Euro) bereit erklärt, was allerdings nur Teilaspekte der Affäre abdeckt. Laut "Spiegel Online" legte VW im Rahmen dieses Verfahrens Schriftwechsel mit Bosch-Managern vor, die den Stuttgarter Autozulieferer belasten.

Bosch soll Bescheid gewusst haben

"Unterlagen belegen, dass Bosch wusste, wofür die Software zur Motorsteuerung genutzt werden sollte", zitierte "Spiegel Online" einen nicht näher bezeichneten Informanten. Die VW-Kläger wollten auf dieser Grundlage nun die Klageschrift nachbessern und so den Prozess neu aufrollen. Damit richte sich das Verfahren auch konkret gegen Bosch.

Bosch hat bisher bestritten, von den Manipulationen gewusst zu haben. Ein Konzernsprecher sagte laut "Spiegel Online": "Bosch beabsichtigt, sich in den Zivilgerichtsverfahren entschieden gegen die erhobenen Ansprüche zu verteidigen."

Erster Dienstwagen-Großkunde will klagen

Im VW-Skandal will der erste Großkunde von Dienstwagen einem Zeitungsbericht zufolge juristisch gegen den Konzern vorgehen. Wie die "Bild am Sonntag" berichtet, bereitet die Deutsche See aus Bremerhaven eine Millionen-Klage wegen "arglistiger Täuschung" vor. "Wir fühlen uns aufs Übelste hintergangen", sagte Firmenchef Egbert Miebach der Zeitung.

Der Marktführer für Fisch und Meeresfrüchte und Volkswagen hatten 2010 eine Partnerschaft mit "ökologischer Nachhaltigkeit" geschlossen. Insgesamt wurden 456 Fahrzeuge geleast. Die VW-Kleinlaster für den Fischtransport sollten besonders umweltverträglich und abgasarm sein, in vielen steckte aber laut "BamS" die Betrugssoftware. Laut Miebach seien die Gespräche mit VW seit Bekanntwerden des Skandals "dramatisch unbefriedigend" verlaufen: "Wir wollen jetzt unser Geld zurück." Die Anwälte seien auf rund 36 Millionen Euro gekommen, berichtet die "BamS". (APA, 3.7.201)