Wien – Typ-1-Diabetiker sind ständig am Rechnen: Sie messen den Zuckergehalt ihres Blutes mit entsprechenden Geräten und leiten davon die Menge an künstlichem Insulin ab, die sie injizieren müssen, um für den Energiehaushalt wichtige, kohlenhydrathältige Nahrung zuführen zu können. Dazu sind sie ein Leben lang gezwungen, denn diese Autoimmunerkrankung führt dazu, dass die Insulin produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden.

Damit ist aber auch reichlich Stress verbunden: Diabetiker müssen darauf achten, dass sie weder zu wenig noch zu viel Insulin injizieren. Beides kann fatale Folgen haben und zu massiven Schädigungen von Blutgefäßen und Nervenbahnen führen.

Patienten träumen daher seit Jahren von einer künstlichen Bauchspeicheldrüse, die ihnen genau diese Arbeit, nämlich Messen und Spritzen, abnimmt – und dabei keine Fehler macht: Bis 2018 könnte es eine derart smarte Maschine tatsächlich geben, schreiben Wissenschafter der University of Cambridge in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Diabetologia", des Journal der European Association for the Study of Diabetes. Entsprechende Studien, etwa mit sehr jungen Patienten, mit schwangeren Typ-1-Diabetikerinnen und Krankenhauspatienten mit starken Unterzuckerungen werden durchgeführt. Die Forscher seien zuversichtlich, dass ein Gerät mit einem geschlossenen Kreislauf in diesem Zeitraum umsetzbar sei. Ein derartiges System müsse aber völlig sicher sein und daher auch allen Kriterien der Cybersecurity entsprechen.

Eine weitere Herausforderung: Das künstliche Insulin muss, um die Aktivität einer gesunden Bauchspeicheldrüse zu simulieren, schneller als bisher seine Wirkungsspitze erreichen, also 30 Minuten bis zu zwei Stunden nach der Injektion.

Bisher waren selbst bei einer Insulinpumpe zwei getrennte Schritte nötig: messen und danach die automatische Insulingabe einstellen. Weshalb auch hier Fehleinschätzungen der Insulinmenge möglich sind. Selbst die Transplantation einer gesunden Bauchspeicheldrüse oder funktionstüchtiger Betazellen scheint trotz zahlreicher Fortschritte keine optimale Alternative zu sein: Patienten müssen Medikamente einnehmen, die die Immunabwehr unterdrücken, und haben damit zu kämpfen, dass die neuen, gesunden Betazellen zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz auch wieder zerstört werden. (pi, 2.7.2016)