In der Debatte über sexuelle Gewalt und den Prozess über die angebliche Vergewaltigung von Gina-Lisa Lohfink kommt es zu zahlreichen unsäglichen Vergleichen. Der Prozess hat in Deutschland eine Diskussion über eine Reform des Sexualstrafrechts ausgelöst: So fordern unter anderen Frauenrechtsorganisation, dass bei Verfahren über sexuelle Gewalt künftig der Grundsatz "Nein heißt nein" Anwendung finden soll. Dazu schreibt die deutsche Journalistin Sabine Rückert im Feuilleton der Wochenzeitung "Die Zeit": "Was leidenschaftliche Liebesnacht und was Vergewaltigung war, definiert die Frau am Tag danach." Eine Sexualstrafrechtsreform würde das Schlafzimmer zu einem "gefährlichen Ort" machen und "Sexualität an sich" in die "Nähe des Verbrechens" rücken.

Gina-Lisa Lohfink wird in dem Artikel als "Partygirl" bezeichnet, das "im Juni 2012 von zwei Männern vergewaltigt worden sein will". Und weiter: Lohfinks "Opfereigenschaft" wäre "mehr als nur fragwürdig". Rückert führt an, dass mit einem verschärften Sexualstrafrecht künftig womöglich auch muslimische Männer, die sich weigern, den Lehrerinnen ihrer Kinder zur Begrüßung die Hand zu reichen, Anzeige erstatten könnten, weil sie sich sexuell belästigt fühlen würden.

Geht gar nicht

Ein TV-Werbeclip mit dem deutschen Comedian Atze Schröder sorgte in der letzten Woche für Empörung. Darin wirbt er für den Fleischproduzenten Wiesenhof mit einer langen Wurst und macht dann einen Rekurs auf "Gina und Lisa", die angesichts der Wurstlänge wohl "eine Traumatherapie" bräuchten. Erboste Reaktionen sorgten dafür, dass der Spot aus dem Netz genommen wurde und das Unternehmen sich entschuldigen musste. Auch der deutsche Werberat wird sich mit dem Spot des Fleischherstellers auseinandersetzen. Indes fand am Prozesstag im Fall Gina-Lisa Lohfink eine Solidaritätsveranstaltung vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten statt – unter dem Motto "No means no". (red, 1.7.2016)

Auch dieStandard-Kolumnist Nils Pickert twittert zum Thema.