So sah der erste Entwurf des Landes NÖ aus.

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Mittlerweile wurden die Pläne überarbeitet.

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Die "günstigste Wohnform Österreichs" sollte es werden. Böse Zungen würden sagen, das sah man den Entwürfen des Landes teilweise auch an, die vor einigen Monaten präsentiert wurden. Der Hintergrund: Wie auch mehrere andere Bundesländer hatte Niederösterreich eine "Sparschiene" im Wohnbau gestartet. Damals-noch-Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka (ÖVP) wollte um 50 Millionen Euro 100 Wohnhäuser mit jeweils acht Wohneinheiten mit je 60 Quadratmeter errichten lassen, insgesamt also 800 idente Wohnungen über ganz Niederösterreich verteilt.

Ein Artikel über das Vorhaben im STANDARD erregte jedoch Aufmerksamkeit in Architektenkreisen. Die TU Wien bot dem Land Niederösterreich eine Kooperation an, um an "schöneren" Lösungen für die Wohnbaupläne zu arbeiten (DER STANDARD berichtete). Studierende des Wohnbauinstituts der TU konnten also im vergangenen Semester den Kurs "Anders günstig", geleitet von Irene Ott-Reinisch und Paul Rajakovits besuchen. Das Land Niederösterreich machte dafür 10.000 Euro locker. Die Ergebnisse wurden nun in Wien präsentiert.

Zu Beginn des Semesters habe man sich mit niederösterreichischen Bürgermeistern in Verbindung gesetzt um passende Grundstücke zu finden, erklärt Ott-Reinisch. Für insgesamt fünf Gemeinden planten die Studierenden im vergangenen Semester individuelle Wohnprojekte – Großmugl, Gmünd, Ardagger, Waidhofen/Ybbs und Semmering. "Jeder Standort ist anders, hat andere Voraussetzungen und Probleme", sagt Ott-Reinisch, deshalb könne man nicht ein und das selbe Haus hundert Mal in Niederösterreich errichten.

Reaktivierung von Leerstand ist Ausnahme

Die entstandenen Pläne können sich durchaus sehen lassen. Neben Neubauten sind auch zwei Reaktivierungen von Leerständen unter den Entwürfen, etwa ein altes Fabriksgebäude in Gmünd. "Eigentlich braucht es nirgends in Niederösterreich Neubauten, weil überall viele Leerstände vorhanden sind", sagt Anita Aigner von der Fakultät für Architektur und Raumplanung, die die Kooperation mit dem Land Niederösterreich in die Wege geleitet hat.

In manchen Orten liege der Leerstand bei bis zu 30 Prozent. "Die Bürgermeister wollen dennoch neu bauen und Flächen zu Bauland umwidmen, weil sie auf dem Papier wachsen wollen", glaubt Aigner. Reaktivierung von Leerstand sei in Niederösterreich leider eine Ausnahme, sagt auch Ott-Reinisch.

Etwas höhere Baukosten

Die Baukosten der Entwürfe der Studierenden liegen zwischen 900 und 1500 Euro pro Quadratmeter. Das sei etwas höher als bei den Plänen des Landes, sagt Ott-Reinisch, dort habe man 900 bis 1000 Euro pro Quadratmeter veranschlagt. "Wir haben versucht, die Kosten, etwa durch Wiederholung, zu reduzieren und dennoch eine bestimmte Qualität beizubehalten."

"Ich bin begeistert von der Kreativität der Studenten" sagte Helmut Frank, Leiter der Abteilung Wohnbauförderung beim Amt der niederösterreichischen Landesregierung bei der Präsentation der Entwürfe. Wie und ob die Vorschläge der Studierenden umgesetzt werden, ist derzeit noch nicht klar. "Vielleicht nehmen die Gemeinden die Entwürfe auf", sagt Ott-Reinisch, "wir wollten beweisen dass es für jeden Standort eine individuelle Umsetzung braucht. Und das ist uns gelungen." (Bernadette Redl, 1.7.2016)