Jugendliche Fregattvögel wie dieser hier fliegen oft sogar weiter als ihre erwachsenen Artgenossen. Über 400 Kilometer schaffen sie an einem Tag – und brauchen dafür trotzdem kaum Energie.

Foto: Aurelien Prudor CEBC CNRS

Villiers en Bois / Wien – Fregattvögel sind wahre Meister der Lüfte. In der Disziplin Dauerflug kann ihnen kaum ein anderer Vogel das Wasser reichen. So gut wie alles an den eleganten Gleitern ist darauf ausgelegt, sie so lange wie möglich am Himmel zu halten – manchmal sogar für mehrere Monate.

Hilfreich ist dabei sicher ihre enorme Flügelspannweite von bis zu 2,4 Metern. Damit sind sie größer als die meisten anderen Seevögel. Mit höchstens zwei Kilogramm stellen sie dennoch die im Verhältnis zur Körpergröße leichtesten Vertreter des gesamten Vogelreiches dar. Dies ist vor allem ihren bis in die äußersten Winkel mit Luft gefüllten Knochen zu verdanken.

Beutefang im Vorbeiflug

Darüber hinaus sparen die Fregattvögel Gewicht ein, indem sie auf eine Ölimprägnierung ihres Gefieders verzichten, was anderen Seevögeln ihre Schwimmfähigkeit verleiht. Das zwingt Fregattvögel allerdings dazu, nach Möglichkeit den Kontakt mit der Meeresoberfläche zu vermeiden. Den braucht es auch gar nicht, um in den Weiten des Ozeans an Nahrung zu kommen. Die Natur hat dafür gesorgt, dass ihre Beute in der Regel zu ihnen emporspringt, denn hauptsächlich stehen Fliegende Fische und Kalmare auf dem Speiseplan, die sie sich quasi im Vorbeiflug schnappen.

Das alles reichte bisher noch nicht aus, um zu erklären, wie es Fregattvögel fertigbringen, so lange in der Luft zu bleiben und dabei auch noch hunderte Kilometer am Tag zurückzulegen. Dieser Frage ist nun eine Gruppe internationaler Wissenschafter auf den Grund gegangen und hat erstaunliche Antworten gefunden: Fregattvögel nutzen offenbar sehr geschickt atmosphärische Bedingungen, um für ihren Flug so wenig Energie wie möglich aufzuwenden.

Die Forscher rund um Henri Weimerskirch vom Centre d'Études Biologiques de Chizé in Frankreich haben für ihre Untersuchung mehrere Dutzend Bindenfregattvögel (Fregata minor) aus dem tropischen Pazifikraum mit Sensoren ausgestattet, die Herzrate, Flügelschlagfrequenz, Beschleunigung, Flughöhe und die Position erfassten.

Jung und weitgereist

Was dieser Datenschatz schließlich enthüllte, übertraf bisherige Annahmen bei weitem: Durchschnittlich legten die besenderten Vögel eine Tagesstrecke von 410 Kilometern zurück. Überraschenderweise überbrückten Jungvögel oft die größten Distanzen – und zwar ganz ohne Erwachsenenbegleitung. Die Forscher deuten dies als Hinweis, dass das Flugmuster der Fregattvögel genetisch verankert ist.

Den Großteil der Zeit verbrachten die Vögel in Flughöhen mit dem geringsten Energieaufwand. Dies ist zwischen 30 und 200 Metern der Fall. Ausnahmen gab es nur dann, wenn der Hunger sie dazu zwang, tiefer zu fliegen, was mit weitaus mehr Flügelschlägen verbunden ist.

Um wieder in luftige Höhen zu gelangen, bedienen sich die Vögel natürlicher atmosphärischer Zirkulationssysteme unter Cumuluswolken. Auf diesen rasant nach oben strebenden Winden reiten die Fregattvögel sehr energiesparend bis in eine Höhe von mindestens 1600 Metern, wie die im Fachjournal Science präsentierten Daten zeigen.

Dabei schnellen sie mit bis zu fünf Metern pro Sekunde empor. Von dieser erhöhten Position aus gleiten die Vögel allmählich wieder abwärts und kommen dabei mithilfe von Seitenwinden bis zu 60 Kilometer weit – um dann gleich wieder den nächsten Lift zu erwischen, der sie in den Himmel trägt, ohne auch nur einmal mit den Flügeln schlagen zu müssen. (Thomas Bergmayr, 1.7.2016)