Maren Hofmeister: "Ich denke, es ist die Aufgabe der Künstler, die Tiefen eines Stücks so aufzubereiten, dass sie äußerlich erkennbar werden und dadurch den Blick in die Tiefe ermöglichen."

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STANDARD: Frau Hofmeister, Sie pendeln derzeit zwischen der Stiftung Mozarteum in Salzburg und dem Burgenland hin und her, wo Sie noch ein letztes Mal die Opernfestspiele von St. Margarethen betreuen. Wo arbeitet es sich für Sie besser, bei Schnürlregen oder Sonnenschein?

Hofmeister: Es arbeitet sich überall gut, wenn man mit Freude und Herzblut dabei ist.

STANDARD: Inwieweit haben sich Ihrer Erwartungen erfüllt, als Sie die Oper im Steinbruch St. Margarethen übernahmen? Was war anders, als Sie gedacht hätten?

Hofmeister: Es war natürlich eine Herausforderung. Ich habe erstmals die Möglichkeit bekommen, einen Betrieb und ein Team zu führen, dabei grundlegende Entscheidungen zu treffen und eigene Pläne verwirklichen zu können. Jetzt zu erleben, wie das alles auf der Bühne umgesetzt wird, das ist schon großartig.

STANDARD: In St. Margarethen müssen Qualität und Erfolg bei hohen Publikumszahlen verbunden werden. Von Hugo von Hofmannsthal stammt der Satz: "Die Tiefe muss man verstecken. Wo? An der Oberfläche." Was bedeutet dieses Paradoxon für eine Bühne wie jene beim Steinbruch?

Hofmeister: Für mich steht Qualität an oberster Stelle – egal, für welche Bühne ich plane. Ich denke, es ist die Aufgabe der Künstler, die Tiefen eines Stücks so aufzubereiten, dass sie äußerlich erkennbar werden und dadurch den Blick in die Tiefe ermöglichen. Ob man das erkennt und man daraus etwas für sich mitnimmt, das ist und muss jedem selbst überlassen werden.

STANDARD: Heuer spielen Sie Donizettis "Liebestrank". Wie verbinden sich hier Äußerlichkeit, Sinnlichkeit und Anspruch?

Hofmeister: Wenn man ein klares Konzept hat, lassen sich diese Dinge gut verbinden. Wichtig ist, dass man dies einem künstlerischen Anspruch unterordnet, und zwar in allen Bereichen – das reicht vom Bühnenbild bis zur Sängerbesetzung. Nicht zu vergessen auch der Witz, der in diesem Stück steckt.

STANDARD: Inszenieren wird Philipp Himmelmann. Sie sagten einmal: "Weil er mit den Dimensionen der Freilichtbühne von St. Margarethen umgehen kann." Ist das eine indirekte Kritik an Robert Dornhelm, dem Regisseur der letzten Jahre?

Hofmeister: Es ist ein Kompliment an Philipp Himmelmann. Er kann mit diesem riesigen Apparat der Freilichtbühne sowohl gestalterisch als auch organisatorisch umgehen, und er nutzt alle Möglichkeiten, die sich bei dieser Kulisse für eine tolle Opernaufführung anbieten.

STANDARD: Wechseln wir – wie Sie – nach Salzburg. Hier gibt es die Herausforderung, traditionslastige Erwartungen zu erfüllen und zugleich Neues zu ermöglichen. Wie manövrieren Sie die künstlerischen Aktivitäten der Stiftung Mozarteum durch dieses Feld?

Hofmeister: Mit Mozart. Das ist das Einmalige an meiner neuen Aufgabe: Partner bei allen Herausforderungen ist der Komponist Mozart, er ist das Zentrum aller Ideen.

STANDARD: In den letzten Jahren hat sich die Mozartwoche quasi zu einer Art eierlegenden Wollmilchsau entwickelt, die sehr vieles zugleich sein wollte. Sehen Sie die Möglichkeit einer Fokussierung? Oder haben Sie neue Ausweitungen vor?

Hofmeister: Mein Anspruch ist, an den erfolgreichen Weg der Stiftung Mozarteum anzuknüpfen. Natürlich wird Mozarts Musik im Mittelpunkt stehen, aber mit zahlreichen Querverbindungen in die Zukunft. Das sehr fachkundige Publikum der Mozartwoche soll auch Gelegenheit haben, sich über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Mozart-Interpretation zu informieren und mit dieser auseinanderzusetzen.

STANDARD: Wie lange möchten Sie Salzburg erhalten bleiben? Und haben Sie Pläne oder Träume, wo Sie in zwanzig Jahren am liebsten wären?

Hofmeister: Ich bin glücklich in Salzburg. (Daniel Ender, 1.7.2016)