Bild nicht mehr verfügbar.

Muslime im Mai 2015 bei der Beerdigung von zehn Menschen, die während des Bosnienkriegs getötet und deren Überreste später gefunden wurden.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Am Donnerstag hat das bosnische Statistikamt fast drei Jahre nach der Volkszählung endlich die Daten veröffentlicht. Doch der Streit geht weiter. Der Landesteil Republika Srpska (RS) will das Resultat nicht anerkennen. Die RS kritisiert, dass zu viele Auslandsbosnier hinzugezählt worden seien. Die Bevölkerung ist jedenfalls geschrumpft – registriert wurden 3,5 Millionen Einwohner, beim letzten Zensus 1991 waren es noch 4,4 Millionen.

50,11 Prozent der Bosnier und Herzegowiner bezeichnen sich nun als Bosniaken, 15,43 Prozent als Kroaten und 30,78 Prozent als Serben. Nur 3,5 Prozent definieren sich nicht über diese ethnischen Zugehörigkeiten. 1991 deklarierten sich 44 Prozent als Muslime, 17 Prozent als Katholiken und 31,5 Prozent als Serbisch-Orthodoxe. Im Landesteil Föderation bezeichnen sich mehr als zwei Drittel als Bosniaken, in der RS bezeichnen sich 81,5 Prozent als Serben, 2,4 Prozent als Kroaten und knapp 14 Prozent als Bosniaken. Die Zahlen zeigen, wie sehr sich die ethnischen und religiösen Identitäten nach dem Krieg (1992-1995) verfestigt haben.

Interessant ist, dass Bosnien-Herzegowina nicht nur die höchste Analphabetenrate in der Region (2,82 Prozent) hat, sondern sich nur ganz wenige Bürger (3,38 Prozent) scheiden lassen. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, 30.6.2016)