Berlin/Wolfsburg – Angesichts milliardenschwerer Entschädigungszahlungen von Volkswagen in den USA zur Bereinigung des Abgasskandals werden die Forderungen nach einer Entschädigung auch für europäische Kunden lauter. "VW ist auch seinen deutschen und europäischen Kunden gegenüber zum Schadenersatz verpflichtet", sagte der Berliner Anwalt Christopher Rother von der US-Kanzlei Hausfeld dem "Handelsblatt".

Der Konzern lehnt eine Entschädigungslösung für europäische Kunden jedoch weiterhin ab. Eine am Dienstag bekanntgegebene Vereinbarung mit den US-Behörden sieht vor, dass Volkswagen bis zu zehn Milliarden Dollar (neun Milliarden Euro) für die Entschädigung von Kunden ausgibt, in deren Dieselfahrzeugen der Baujahre 2009 bis 2015 die Software zur Manipulation der Abgaswerte installiert wurde.

US-Kunden erhalten Entschädigung

Die US-Kunden können ihren Wagen zurückkaufen oder die Manipulationssoftware kostenlos umstellen lassen. Unabhängig davon erhalten sie eine Entschädigung, die je nach Modell zwischen 5.100 und 10.000 Dollar liegt. Ferner soll Volkswagen im Rahmen der Vereinbarung 4,7 Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Luftverschmutzung und für emissionsfreie Autos zahlen.

An der Vereinbarung, die noch richterlich abgesegnet werden muss, war die US-Kanzlei Hausfeld beteiligt, die auch in Deutschland Kundenklagen vertritt. "Deutsche und europäische Kunden dürfen hier – ganz unabhängig von der rechtlichen Grundlage – nicht anders behandelt werden als Kunden in den USA", sagt Hausfeld-Anwalt Rother. Die Rechtslage sei eindeutig, Sachverständige müssten nun die Höhe der verursachten Schäden ermitteln. "Auf VW wird noch einiges zukommen", so Rother.

"Keine rechtliche Wirkung"

Der Konzern erklärte jedoch, die Regelungen in den USA würden "außerhalb der Vereinigten Staaten keine rechtliche Wirkung entfalten". Volkswagen sei "sehr daran gelegen, alle Kunden zufriedenzustellen", doch seien die Märkte und Kunden von Land zu Land unterschiedlich. Natürlich sei die Umstellung der Software auch in Europa für alle Kunden kostenlos. Darüber hinausgehende Entschädigungszahlungen lehnt VW aber mit der Begründung ab, dass die technischen Umstellungen in Europa und anderen Staaten unkomplizierter als in den USA und deshalb nur mit kurzen Werkstattaufenthalten verbunden seien. (APA, AFP, 29.6.2016)