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Ein NSA-Mitarbeiter äußert sich über von ihm verfasste Snowden-Dokumente

Foto: APA/EPA/LoScalzo

"Guten Abend, Sir": Diese drei Wörter hatte der Journalist Peter Maass nicht erwartet. Maass, der bei The Intercept arbeitet, hatte nach den Snowden-Leaks interner NSA-Dokumente nach deren Verfassern gesucht, um ehrliche Antworten auf die Einstellungen von NSA-Hackern zu erhalten. Doch die Pressestelle des US-Geheimdienstes blockte ihn immer wieder ab, interne Vorschriften verbaten es den NSA-Angestellten, mit ihm zu sprechen. Daher war Maass umso überraschter, als sich doch jemand auf seine Anfragen meldete – und sich dieser sogar als wichtiger Bestandteil des NSA-Systems entpuppte.

Zu einem Gespräch bereit war nämlich der Verfasser jener Dokumente, in denen die NSA erklärt, warum System-Administratoren ins Visier genommen werden sollten – und wie Tor-Nutzer enttarnt werden können. Der NSA-Hacker entpuppte sich als Ex-NSA-Hacker, mittlerweile arbeitet er in der Sicherheitsbranche. Direkt über die Inhalte seiner Arbeit darf er nicht sprechen, allgemein jedoch schon.

Arroganz

Zur NSA gelangte er über ein Linguistik-Studium, große Hacking-Fähigkeiten besaß er zum Zeitpunkt seiner Anwerbung nicht. In seinen Memos, die atypisch für den NSA-Stil sind, klingt die im Netz benutzte Sprache ebenso wie eine gewisse Arroganz gegenüber den Opfern des Hackings durch. Das bestätigte er, wenngleich anders, auch im Gespräch mit Maass. "Es ist klar, dass jede Aktion im Netz eine Angriffsfläche bietet", sagt der Hacker – quasi nach der Prämisse, dass überwachte Bürger "selbst schuld" seien.

Selber schuld?

Tatsächlich moniert der Ex-NSA-Mitarbeiter, dass kaum jemand auf Tor, Signal oder andere sichere Anwendungen setzt. Gleichzeitig sieht er keine Schuld bei den USA: Jedes Land der Welt überwache. Sicher sei nur ein Rechner, "der ausgeschaltet ist und zehn Meter unter der Erde liegt." Warum er NSA-Hacker geworden ist? Klar ist, dass es dort unbegrenzte Ressourcen und – wie die Snowden-Dokumente zeigten – auch juristisch Narrenfreiheit gab. Für viele Hacker ist das naturgemäß attraktiv.

Wie Maass im The Intercept-Bericht ausführt, nimmt die US-Regierung Hacker seit einigen Jahren in die Zange. Einerseits werden Vergehen – auch wenn sie nicht aus kommerziellen oder anderen, schadhaften Gründen erfolgen; besonders scharf verfolgt. Andererseits werben die Regierungsagenturen aktiv um die Hacker, legendär ist etwa der Auftritt von Ex-NSA-Chef Keith Alexander auf der Hackermessse Defcon. (red, 29.6.2016)