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Gina-Lisa Lohfink beim Eintreffen am Berliner Amtsgericht Tiergarten gestern Früh.

Foto: reuters

Freispruch, Triumph, ein aufrechter Gang aus dem Berliner Amtsgericht Tiergarten hinaus auf die Straße, wo bereits unzählige Kamerateams warten. So hätte sich Gina-Lisa Lohfink diese Woche das Ende ihres Strafprozesses vorgestellt. Doch es kam anders. Die Verhandlung endete vorläufig mit einem Eklat, ein Freispruch ist zunächst in weite Ferne gerückt.

Lohfink auf der Anklagebank

Die Vorgeschichte von Lohfink, die durch Auftritte im Fernsehen ("Germany's Next Topmodel", "Die Alm", "Big Brother") bekannt wurde, kennt mittlerweile fast jeder in Deutschland. 2012 hat Lohfink in Berlin die Nacht mit zwei Männern verbracht, dem Fußballer Pardis F. und dem VIP-Betreuer Sebastian C. Niemand – so weit besteht Einigkeit –, war dabei nüchtern, und die Männer haben Filmaufnahmen gemacht, die dann später im Netz kursierten.

Es kam zu einem Verfahren wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte Lohfinks und zu einem weiteren Strafverfahren gegen die Männer, da Lohfink behauptete, die beiden hätten sie mit K.-o.-Tropfen sediert und vergewaltigt. Doch die Männer wurden nicht wegen Vergewaltigung verurteilt. Dafür sitzt jetzt Lohfink wegen falscher Verdächtigung der beiden auf der Anklagebank.

Bewegung hinter Lohfink

Sie beteuert nach wie vor, vergewaltigt worden zu sein, und hat mittlerweile die Bewegung "Team Gina-Lisa" hinter sich, die auf eine Gesetzeslücke aufmerksam machen will: darauf nämlich, dass ein einfaches "Nein" einer Frau gegenüber einem Mann immer noch nicht ausreicht, um ihn nach einer Vergewaltigung strafrechtlich zu belangen.

"Einvernehmlicher Sex"

Doch mittlerweile wachsen die Zweifel an der Version von Lohfink. So hat ihr früherer Anwalt bei der ersten Anzeige noch angegeben, seine Mandantin habe in der fraglichen Nacht "einvernehmlich" Sex mit den beiden Männern gehabt. Der "Spiegel" zitiert aus den Ermittlungsakten, darin ist festgehalten, dass Lohfink "kein sichtbares Abwehrverhalten" in den Videos zeigt. Im Gegenteil, das Model "tanzt, singt und küsst sich, auch während des Geschlechtsverkehrs, mit dem Beschuldigten".

Lohfink hingegen weist empört darauf hin, dass in dem Video mehrmals ihr deutliches "Nein" zu hören sei. Doch Staatsanwältin Corinna Gögge, die in Berlin auch "Staatsanwältin Gnadenlos" genannt wird, sagt, wenn man nicht nur das eine Video, das im Netz verbreitet wurde, ansehe, sondern alle aus dieser Nacht, dann sei klar: Lohfink habe nicht gegen den Sex protestiert, sondern gegen die Filmerei. Ein Toxikologe kommt nach Prüfung des Videomaterials zum Schluss, Lohfink seien keine K-o.-Tropfen verabreicht worden.

Einer der Männer ist abgetaucht

Die Staatsanwaltschaft legt auch eine SMS vor, die das Model nach der angeblichen Vergewaltigung dem Fußballspieler geschickt hatte. "Vermisse Dich", stand darin. Pardis F. sagte vor Gericht, er habe Lohfink nicht vergewaltigt, Sebastian C. ist abgetaucht.

Bei der Verhandlung diese Woche wollte die Richterin Filmsequenzen auf einem Laptop sehen. Dieser wäre vom Publikum abgewandt gewesen, der Ton auf stumm geschaltet. Doch Lohfink und ihre Anwälte verließen unter lautem Protest den Gerichtssaal. Sie hatten den Ausschluss der Öffentlichkeit verlangt. Im August ist wieder ein Termin anberaumt. Eine Strafe will Lohfink im Falle einer Verurteilung wegen Falschaussage nicht zahlen: "Eher gehe ich ins Gefängnis."

Gina-Lisa Lohfink bekam vor dem Amtsgericht Tiergarten Berlin Unterstützung von Frauen, die mit dem Slogan "Nein heißt Nein" eine Reform des Sexualstrafrechts fordern. (Birgit Baumann, 28.6.2016)