Hinter all der Schminke und der roten Nase steckt ein einsames Herz: So bewirbt die Webseite "Clowndating" ihr Angebot. "Es macht keinen Spaß, nach Liebe zu suchen, wenn du ein Clown bist", schreibt das Portal. Fans wie Performer können sich dort vernetzen und die große Liebe finden. Wer das Angebot absurd findet, hat sich wohl noch nicht ausführlich mit Datingplattformen für Nischen beschäftigt. In den Weiten des Internets gibt es eine nahezu unendliche Auswahl an spezialisierten Datingportalen.
Mit "Dead-Meet" gibt es etwa eine Plattform für jene, die in der Bestattungsbranche arbeiten – ihr Logo ist übrigens ein Amor aus Skeletten. Auch Tierpräparatoren, Pathologen und "technische Angestellte in Krematorien" sind ausdrücklich willkommen. Mitglied des Monats ist momentan ein junger Herr, der in einem Museum arbeitet und sich mit Mumien beschäftigt.
Netzwerk Jobsingles
Datingseiten für spezifische Berufsgruppen sind keine Seltenheit: Das "Netzwerk Jobsingles" bietet eine ganze Reihe von Portalen, etwa Metzgersingles, Bäckersingles oder "Transportsingles". Nach eigenen Angaben sollen 14,5 Prozent der dort angemeldeten Nutzer eine Partnerschaft gefunden haben. Auch für Frauen, die gern einen Seefahrer an ihrer Seite hätten, gibt es übrigens entsprechende Angebote.
Natürlich gibt es auch Webseiten, die sich ganz auf Hobbies spezialisieren. Dazu gehören Angebote für Gamer ebenso wie für Schlangen- oder Katzenhalter. Noch einen Schritt weiter geht "FursForChrist.Com". In diesem Forum treffen sich Katzen- und Hundeliebhaber, die gleichzeitig überzeugte Christen sind – und ihre große Liebe kennenlernen wollen.
"Ausfiltern"
Der Grund für den Aufstieg solcher Dating-Plattformen sei, dass das "Ausfiltern" von unpassenden Profilen auf sehr großen Plattformen wie Match.com für viele zu lang dauert – das sagt zumindest Bradley Mills im Guardian. Mills betreibt mehr als hundert Nischen-Seiten – und zeigte dem Guardian vor einiger Zeit Beispiele dafür, dass die Spezialseiten funktionieren. So fanden sich beispielsweise Pia Strobl und Dale Graff auf einer Webseite für Singles, die glutenfrei leben. "Man will nicht der schwierige Partner sein, der immer sagt, dass er dieses oder jenes nicht essen dürfe", so Strobel zum Guardian.
"Star Trek"-Fans
Auch das Ehepaar Bird lernte sich auf einer Spezialseite kennen: Sie fanden sich auf "TrekDating.com", das Jonathan Bird sogar gegründet hatte. Mittlerweile hat die Seite über 2,5 Millionen Nutzer – allesamt "Star Trek"-Fans. "Für mich bedeutet Liebe, dass man etwas gemeinsam hat", sagt seine jetzige Ehefrau Dawn. "Star Trek" sei nur einer der Wege, wie sich das herstellen lasse.
Insgesamt werden Spezialseiten aber auch kritisch beäugt, besonders wenn sie in die Richtung des Elitarismus gehen. So gibt es mittlerweile auch Dating-Seiten, denen nur Reiche oder als attraktiv bewertete Personen beitreten dürfen. "Wir suchen weniger nach unserer besseren Hälfte denn nach unserem Spiegelbild", schrieben französische Forscher vor wenigen Monaten. Es sei gerade ein Vorteil von Tinder, Match.com und anderen Angeboten, dass man dort auf Wildfremde mit ganz anderem Lebensstil und Interessen treffe. (red, 14.7.2016)