Rio de Janeiro/Montreal – Sechs Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) das Anti-Doping-Labor in der Olympiastadt Rio de Janeiro suspendiert. Die WADA begründete die am Mittwoch in Kraft getretene Maßnahme mit mangelnder Übereinstimmung mit dem internationalen Standard für Labors. Damit dürfen in Rio vorerst keine Dopingproben ausgewertet werden.

Die WADA werde eng mit dem Labor in Rio kooperieren, um die Probleme zu lösen, hieß es in einer Mitteilung am Freitag. WADA-Direktor Olivier Niggli betonte, es werde keine Lücken bei den anstehenden Kontrollen geben, andere Labors würden die Urin- und Blutproben auswerten. Die bestmögliche Lösung werde getroffen, um eine stabile Auswertung der Proben der Olympischen Spiele und der Paralympics sicherzustellen, sagte Niggli.

Sechs Monate Sperre

Die Suspendierung gilt für sechs Monate und kann vom WADA-Vorstand aufgehoben werden. Empfehlungen dazu wird ein Disziplinarkomitee der WADA aussprechen. Das Labor hat das Recht zur Berufung vor dem Obersten Sportgericht in Lausanne.

Die WADA hatte dem Labor in Rio wegen "wiederholter Fehler" bereits während der Fußball-WM-2014 die Akkreditierung entzogen. Die Proben waren damals in Lausanne ausgewertet worden. Im Mai 2015 wurde die Sperre aufgehoben.

Nach Angaben einer ungenannten Quelle soll es laut der Nachrichtenagentur Reuters im Rio-Labor wegen technischen Fehlern bei der Analyse falsche positive Testresultate gegeben haben.

Das Doping-Kontrolllabor in Rio, in dem bei den Spielen 5.000 Proben ausgewertet werden müssten, hofft auf eine Aufhebung der Sanktion im Juli. In einer Stellungnahme hieß es, man erwarte die Rückkehr zu normalem Ablauf nach dem Besuch des technischen Komitees der WADA im Juli. (APA, Reuters, 24.6.2016)