Bild: The Legend of Zelda: Breath of the Wild
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Foto: The Legend of Zelda: Breath of the Wild

Als Link von seinem Schönheitsschlaf erwacht, sind 100 Jahre vergangen. Der Tempel der Zeit ist ruiniert und Hyrule von einer finsteren Bestie namens Calamity Ganon unterjocht. Eine mysteriöse Frauenstimme leitet den spitzohrigen Helden an, aufzustehen und zurück in die bedrohte Gegenwart zu kehren. Es ist der Zeitpunkt erreicht, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und das Schicksal umzukehren. Gesagt getan, wäre Link bloß nicht so winzig, die Aufgabe so groß und hätte er eine Hose an.

In "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" fängt man klein an, um nach 50 oder gar 100 abenteuerlichen Stunden schlussendlich auf den unausweichlichen Endkampf vorbereitet zu sein. Das letzte große Spiel für Nintendos Wii U und eines der ersten Zugpferde für die Nachfolgekonsole "NX" ist gewaltig. Das ist zumindest der vorrangige Eindruck, der mir nach einer guten Spielstunde und einigen Tagen des Grübelns geblieben ist.

1 Prozent ist viel und nichts

Die beiden spielbaren Demos, ein Story-Abschnitt und eine Free-Roam-Möglichkeit, erstreckten sich über ein Gebiet namens "The Isolated Plateau". Ein Areal umzingelt von schneebedeckten Bergen und mit Wiesen, Seen und Ruinen soweit das Auge reicht. So umfangreich, dass man allein hier Stunden mit der Erkundung und den ersten Aufgaben verbringen könnte, wobei es sich lediglich um ein Prozent der gesamten Spielwelt handeln soll.

"Breath of the Wild" fühlt sich wie ein modernes Rollenspiel an. Die Welt ist offen und riesig und neben Missionen, die die Story vorantreiben, gibt es zahlreiche optionale Pfade und Beschäftigungen, die darauf warten, erkundet zu werden. An Feuerstellen kann sich Link erholen und gesammelte Früchte, Obst und Beute zusammentragen, um sich ein stärkendes Mahl zu kochen. Die Herzchen von früher gibt es nicht mehr, anstelle dessen geht man Äpfel pflücken oder Pilze sammeln und Wildschweine im hohen Gras jagen. In heruntergekommenen Bauwerken findet man Schätze wie einen neuen Bogen und in den Wäldern und auf den Wiesen und allerorts trifft man auf friedliche oder zumeist feindlich gesinnte Kreaturen wie Moblins, die zu Kämpfen herausfordern. In unterirdischen Schreinen liegen Rätsel verborgen, die mit Hilfe von magischen Runen gelöst werden müssen und irgendwo später im Spiel führen Dungeons zu Links richtig fiesen Widersachern.

Video: Gameplay-Trailer zu "The Legend of Zelda: Breath of the Wild"
Nintendo

Wandlungskünstler

Bei der Ausstattung seines Helden kann man sich an den Erfordernissen der Umgebung orientieren. Exhibitionisten dürfen jedoch auch die gesamte Zeit über halbnackt herumlaufen. Spezielle Hosen und Oberteile fungieren besser als Rüstung als andere, während andere Stoffe wiederum in kalten Regionen warm halten. Eis und Schnee entziehen Lebenskraft, sofern man nicht richtig gekleidet ist oder sich an der Kochstelle eine wärmende Speise mit Chilis und Champions zubereitet hat.

Ebenso wandlungsfreudig gibt sich Link in seiner Art, sich durch die Wildnis zu bewegen. Der schmale Abenteurer kann sprinten und springen (!) und auf jeden Berg, jeden Baum und jede Mauer hinaufklettern. Dabei gilt es lediglich die Ausdauer im Auge zu behalten, will man nicht in den Tod stürzen. Später im Spiel darf man zudem frei lebende Pferde zähmen und auf vier Beinen das Land bereisen und Lufträume mit einem Gleitschirm überwinden.

Einfaltspinsel

Eindrucksvoll ist, wie man all diese Fähigkeiten kombinieren kann und welches Maß an kreativer Freiheit gelassen wird. Um eine Schlucht zu überwinden, kann man beispielsweise entweder mühsam zunächst hinunter und dann wieder hinaufklettern. Oder man holt die Axt heraus und fällt einen Baum an der Klippe, der dann praktischer Weise genau im richtigen Winkel umkippt und sich wie eine Brücke über den Abgrund legt. Ausgefeilter noch: Man entzündet mit einem Feuerpfeil das Gras und nutzt den Auftrieb der heißen Luft, um mit dem Schirm aufzusteigen und über die Kluft hinweg zu fliegen.

An einer anderen Stelle wiederum steht Link am Abhang eines verschneiten Hügels. Man zückt das Schild, klemmt es unter die Füße und brettert wie ein Snowboarder hinab. Vor einem kleinen See zum Stehen gekommen, findet man ein Floß mit Segel vor. Eine Ecke weiter pflückt man ein überdimensionales Blatt eines überdimensionalen Farns und steuert damit wenig später wie Teilnehmer des America's Cup übers Wasser. Oder eher wie ein Surfschüler über den Neusiedlersee.

Krieger

Ebenso flexibel ist Link bei der Beseitigung unliebsamer Zeitgenossen, die erstmals in der Serie auch in Verbänden auftreten. Schleichend kann man sich beinahe lautlos an Lager anpirschen – eine Geräuschpegelanzeige gibt Aufschluss – und Moblins überraschen. Beispielsweise mit einer massiven Felskugel, die man von oben auf die nichts ahnenden Schergen rollen lässt. Oder mit einem Sprengstoffpfeil, der sie überaus spektakulär mit der Höhenluft vertraut macht.

Im Nahkampf wechselt man zwischen Schwert, Axt, Stock und allem, was man so findet. Denn die nicht jede Waffe ist gleich stark und eignet sich gleich gut für jeden Gegner und die meisten Materialien verschleißen mit der Zeit. Von Standardattacken über Spezialangriffe bis hin zu zeitlupeninduzierenden Kontern säbelt man sich elegant durch zugegeben etwas knuffige Horden. Springt man aus dem Ritt vom Pferd oder von einer Anhöhe herab und spannt dabei den Bogen, lädt ein weiterer Zeitlupeneffekt zu unmöglichen Treffern ein. Um sich bei all dem leichter zu tun, kann man Gegner mit der Zieltaste fixieren. Die Fülle an Tastenkombinationen verheißt strategische Gefechte, doch zumindest in der Demo waren die Gegner so zurückhaltend (vielleicht sogar Kampfesmüde?), dass der Spaß dem Frust nicht Platz machen musste.

Runen, Schreine, Bomben

Das "Breath of the Wild" laufend schwerere Aufgaben unterbreiten wird, lassen die ersten Schreine vermuten. In diesen unterirdischen Gewölben wird man vor Rätsel gestellt und gerne auch mit einem riesenspinnenartigen Wächter konfrontiert. Die Belohnung dafür sind Runen, die Link Zauberkräfte verleihen.

Mit der Magnetrune, die offiziell bestimmt anders heißt, verschiebt man zum Beispiel metallene Blöcke, um Durchgänge freizulegen oder baut mit Metallplatten Brücken, um ans andere Ufer zu gelangen. Die gleiche Fähigkeit kann man natürlich dazu nutzen, um besagte Wächter zu vermöbeln und oder von einer Plattform zu stoßen.

Andere Runen wiederum können die Zeit einfrieren und Projektile in der Luft stoppen, während ein weiterer Zauberstein Wasser zu Eis werden lässt und man so innerlich nicht nur einen Jesuskomplex aufbaut, in dem man über Seen läuft, sondern auch ganz praktisch Stiegen in einen Wasserfall stemmt.

Keine Magie, dafür explosive Physik versprechen hingegen diverse Arten von Bomben, die man nicht nur zur Beseitigung von Monstern, sondern auch zum Ausräuchern von Bienennestern (Honig!) oder zum Sprengen störender Tore nutzen kann.

Ghibli, Skelette Wolflink

Schwarz auf Weiß liest sich das martialischer, als es sich auf dem Bildschirm zuträgt. Für eine ziemlich jugendfreundliche Präsentation der wenig zimperlichen Heldentaten sorgt die grafische Gestaltung, die sich vom berühmten Ghibli-Zeichenstil genauso wie von moderneren Mangas leiten lässt. Dynamische Wetter- und Tag/Nacht-Wechsel strotzen nur so vor romantischen Lichtstimmungen und, dass in der Nacht wie von Geisterhand Skelette an die Oberfläche kehren, gruselt auch nur solange, bis man sie trotten sieht und sie mit ihren eigenen Armen verprügelt. Wir reden hier schließlich von "Zelda" und nicht von "The Witcher". Der Oberbösewicht trägt eine Schweinenase.

Apropos: Ein paar hilfreiche Tricks hat man mit jüngeren Genrevertretern gemeinsam. Im Lager darf man nach Belieben die Zeit vorspulen (eine Spielminute sind 60 reale Minuten) und über die Karte können Wegpunkte ebenso gesetzt wie Fast-Travel-Punkte direkt anpeilt werden. Nintendos obligatorischen On-Disc-DLC schaltet leider nur ein neuer "Wolflink"-Amiibo frei. Wer die Sammelfigur erwirbt, kann mit dieser einen Wolf im Spiel herbeirufen, der einen begleitet und Gegner von sich aus angreift. Verendet er im Kampf, muss man allerdings 24 Stunden warten, bis man ihn erneut aktivieren darf.

Video: Gameplay-Demo zu "The Legend of Zelda: Breath of the Wild"

Unterschiede Wii U und NX

Die von Nintendo vorgelegte Demo ließ sich ausschließlich auf der Wii U spielen. Die 2017 zeitgleich erscheinende Fassung für NX soll inhaltlich ident sein, allerdings grafische und technische Verbesserungen mit sich bringen. Dem Ersteindruck nach zu urteilen, könnte sich für Fans vielleicht sogar allein dafür das Warten auf die nächste Konsolengeneration lohnen. Zwar ist "Breath of the Wild" im aktuellen Zustand sehr hübsch anzusehen und großartig animiert, es lässt sich jedoch nicht verleugnen, dass die farbenfrohe Welt an allen Ecken und Enden von Kantenflimmern und unscharfen Texturen geprägt ist. Zudem zwingen einige Situationen mit mehreren Akteuren die Bildrate noch merklich in die Knie. Ob das den Spielspaß letztendlich wirklich trüben wird, ist gewiss fraglich. Doch wer noch keine Wii U hat, sollte zumindest die Option ins Auge fassen, für das neue "Zelda" gleich auf die stärkere Konsole zu sparen.

Auf keine technische Einschränkung, sondern auf eine künstlerische bzw. finanzielle Entscheidung ist hingegen die Umsetzung der Sprachausgabe zurückzuführen. Selbst im Jahr 2016 bleiben die Charaktere, abseits der ominösen Frauenstimme zu Beginn, stumm. Wie in den frühen Werken gilt es, Dialoge zu lesen, anstatt ihnen zu lauschen. Mag sein, dass dies für viele zum Charme der Serie dazugehört. Nach all den Fortschritten, die Rollenspiele in den vergangenen Jahrzehnten erzielt haben, wird es dem einen oder anderen allerdings einfach öd vorkommen, Textschlangen weiter zu drücken. Bleibt zu hoffen, dass im finalen Spiel noch weitere Charaktere vertont werden.

Aufbruchstimmung

Der Ausblick auf das vielfach verspätete "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist dennoch überwiegend von Vorfreude geprägt. Nintendo hat sich Zeit gelassen, um absurd viele Spielmechaniken in einer schier endlosen, lebendigen Spielwelt zu vereinen. Wenn die restlichen 99 Prozent von Hyrule die Vielfalt von "The Isolated Plateau" weiterspinnen und die zig Fähigkeiten des Helden Link zu stetig fordernden und kreativen Herausforderungen bündeln, erwartet Spielerherzen nicht weniger als ein gewaltiges Abenteuer. 2017 darf kommen. (Zsolt Wilhelm, 26.6.2016)