ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner lässt die zum Teil derbe öffentliche Kritik am Nationalteam nicht auf sich sitzen.

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Mallemort – ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner hat dem Nationalteam am Donnerstag nach dem EM-Aus den Rücken gestärkt. "Ich stehe hinter der Mannschaft, ich stehe hinter dem Betreuerteam, und ich stehe hinter dem Teamchef", sagte er in einem fünfminütigen Monolog zur Eröffnung der letzten Pressekonferenz im Teamcamp in Mallemort.

Die Spieler hätten ihr Potenzial in Frankreich nicht zu hundert Prozent abgerufen, die Gründe müsse man in den kommenden Wochen analysieren. In der EM-Vorbereitung sieht Ruttensteiner jedenfalls keine Ursache. "In der Schweiz und auch hier in Mallemort ist es perfekt gelaufen. Gescheitert sind wir daran, dass wir die Performance nicht auf den Punkt gebracht haben. Die Mannschaft hat ihr wahres Gesicht nicht gezeigt."

Ruttensteiner verweist dazu auf eine Aussage vor dem Turnierstart, wonach sehr viel davon abhänge, wie gesund und in welcher Form die Spieler zur EM kommen. "Wir haben alles versucht, um die Spieler in Topform zu bringen. Die eine oder andere Situation war für die Spieler nicht leicht."

Dragovic nicht ganz fit

Aleksandar Dragovic etwa habe noch an den Folgen eines Bänderrisses im Sprunggelenk gelitten – stärker, als nach außen getragen wurde. "Es ist schon schwer, wenn da nach jedem Training Probleme mit dem Knöchel sind", so Ruttensteiner. "Trotzdem war es richtig, dass er gespielt hat." In der zweiten Hälfte gegen Island habe Dragovic das Spiel von hinten angetrieben. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die Chance da gewesen sei, das "Steuer herumzureißen", blieb am Ende die Enttäuschung. "Ich denke aber, dass einen Niederlagen auch weiterbringen können." Nach einer intensiven Analyse werde der Fokus bereits auf die im September beginnende WM-Qualifikation gerichtet.

Die EM soll laut Ruttensteiner zur Entwicklung der Mannschaft beitragen. "Ich sehe viel Positives im Turnier. Es war eine ausgezeichnete Erfahrung auf Topniveau. Das bringt die Spieler auch im Klub weiter. Und sie wird sich auch in der nächsten Qualifikation positiv auswirken."

Windtner: "Brauchen uns nicht zu schämen"

ÖFB-Präsident Leo Windnter verzichtete auf harte Kritik am Team. "Wir brauchen uns nicht zu schämen. Es gibt keinen Grund, von unserer Linie abzuweichen oder von unserem Weg abzugehen." Zu Kollers missglücktem Experiment mit einer Dreierkette wollte sich Windtner nicht äußern. "Die Aufstellung ist eine Sache des Teamchefs, die er auch verantwortet. Wenn es gutgegangen wäre, wäre er der Held gewesen, jetzt wird es wahrscheinlich Kritik geben."

In den Augen des Präsidenten ist auch kein "Zwangsumbau" der Mannschaft nötig. "Das Team ist von der Altersstruktur her gut aufgestellt, aber wir können froh sein, dass es auch den einen oder anderen starken Jungen gibt." (APA, red, 23.6.2016)