Der Tanktourismus kommt Österreich in Wahrheit teuer, sagt der VCÖ.

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Wien – Im heimischen Verkehr ist der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen seit dem Jahr 1990 stärker gestiegen als in jedem anderen Bereich, kritisiert der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). EU-weit bedeute das die dritthöchsten verkehrsbedingten Pro-Kopf-Treibhausgas-Emissionen. Nur in Slowenien und Luxemburg sei dieser Wert höher. Ohne "Mobilitätswende" sei die Energiewende nicht erreichbar.

Österreich liege mit 2.550 Kilogramm pro Kopf um 45 Prozent über den EU-Schnitt, hat der VCÖ anhand von aktuellen Daten der Europäischen Umweltagentur berechnet. In Frankreich verursache der Verkehr pro Kopf 2.045 kg Treibhausgase, in Deutschland 1.995 kg und in Italien 1.725 kg. Während acht EU-Staaten, darunter Deutschland, Schweden und Finnland, ihre verkehrsbedingten Emissionen seit dem Jahr 1990 reduziert haben, verzeichne Österreich die siebenthöchste Zunahme.

"Der im Vergleich zu Italien und Deutschland deutlich billigere Sprit führt dazu, dass vor allem Transit-Lkw ihre Tanks in Österreich anfüllen", sagte Ulla Rasmussen vom VCÖ. Die zum Teil sehr teuren Emissions-Einsparungen in den anderen Sektoren würden so wieder zunichtegemacht. Der Tanktourismus komme in Wirklichkeit teuer.

Im Vorjahr wurden in Österreich rund 9,8 Milliarden Liter Sprit getankt. Um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu beschränken, wurde mit dem Klimavertrag von Paris der Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschlossen. Bis 2050 soll ein erdölfreies Verkehrssystem erreicht werden. "In Norwegen werden ab 2025 keine neuen Diesel- und Benzin-Pkw mehr verkauft, ein ähnlicher Zeitraum ist auch für Österreich und die EU sinnvoll", meinte Rasmussen.

Der Sektor Energie und Industrie habe die Emissionen seit dem Jahr 1990 um rund sieben Prozent reduziert, die Landwirtschaft um fast 16 Prozent, die Abfallwirtschaft um fast 28 Prozent und der Bereich Raumwärme/Gebäude sogar um rund 42 Prozent, erinnerte der VCÖ. (APA, 23.6.2016)