Nach einer Niederlage gegen Ungarn und einem erzitterten Remis gegen Portugal stand Österreich gegen Island vor einem Entscheidungsspiel. Ein Sieg hätte noch den Aufstieg in die Playoff-Phase der Fußball-EM 2016 gebracht. Doch es kam anders.

Österreich lag infolge eines gescheiterten Taktik-Experiments nach der ersten Halbzeit mit 0:1 zurück. Die Rückkehr zum gewohnten System brachte schließlich die Oberhand am Feld und auch den Ausgleich. Als man in den letzten Minuten alles nach vorne warf nutzten die Isländer jedoch im Konter die letzte Gelegenheit des Spiels für den Siegtreffer.

"I wer narrisch" auf isländisch

Damit trug sich allerdings nicht nur das Team aus dem 330.000-Einwohner-Staat im Nordatlantik in die sportlichen Geschichtsbücher ein, sondern auch der Kommentator des isländischen Fernsehens, Gudmundur Benediktsson. Dieser ließ seinen Emotionen beim entscheidenden Spielzug freien Lauf und fabrizierte dabei das isländische Äquivalent zum "I wer narrisch", der ORF-Kommentatorenlegende Edi Finger.

Der Moment der Ekstase von "Gummi Ben", so sein selbstgewählter Spitzname, wurde allerdings nicht nur per Mikrofon festgehalten. Ein Gast auf der Medientribüne hat ihn per Smartphone-Kamera auch bildlich eingefangen. Eine Aufnahme, die mittlerweile um die Welt geht. Laut Telegraph-Sportchef Paul Hayward verließen in Island ob der Tor-Nachricht Gläubige laufende Gottesdienste, um den Aufstieg zu feiern.

Carlos Enrique Kreitz Estrada

"Ich habe mich noch nie so gut gefühlt"

Auch die Übersetzung der lauthals vorgetragenen Spielbegleitung sei an dieser Stelle nicht vorenthalten:

"Alles ist offen. Theodor Elmar. Ist er alleine auf ihrer [Anm.: Österreichs] Spielhälfte? Drei gegen zwei! Emmi! Ins Tor! Ins Tor! Jaaa! Jaaa! Jaaa! Jaaa! Jaaa! Jaaa! Wir gewinnen! Wir haben uns für das Achtelfinale qualifiziert! Wir gewinnen gegen Österreich! Meine Stimme ist weg, aber das ist egal, wir haben uns qualifiziert! Arnor Ingvi Traustason hat gerade getroffen! Island 2, Österreich 1! Was für ein Moment! Was für ein Moment! Der Schiedsrichter hat das Spiel beendet und ich habe mich noch nie – noch nie – so gut gefühlt!"

Vor seiner Kommentatoren-Karriere war Benediktsson bis 2009 übrigens selber Fußballer und stand auch für das Nationalteam am Platz. Derzeit arbeitet er außerdem als Co-Trainer beim isländischen Verein KR Reykjavik. Island hat im Play-off nun die Chance auf die nächste Sensation und trifft am kommenden Montag auf England. (gpi, 23.06.2016)