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Foto: reuters/reed

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Pro
von Ronald Pohl

Mein Körper ist ein ungehobelter Geselle. Häufig drängt er sich ins Rampenlicht, ohne dass ich ihn dazu ermutigt hätte. Manchmal arbeitet der Kerl auf eigene Faust. Dann blubbert er sinnlos vor sich hin.

Oder er plagt mich, seinen Herrn, mit unausstehlichem Juckreiz. Da kann er sehen, was er davon hat. Ich kratze ihn nämlich so lange, bis er klein beigibt. Mit einem Wort: Mein Körper ärgert mich gelegentlich bis aufs Blut.

Umgekehrt haben mein Körper und ich schon viele schöne Stunden miteinander verlebt. Manchmal waren wir sogar zu dritt. Mein Körper sieht gar nicht so schlecht aus. Zumindest fanden das ein paar Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts. Oft genug klopfte ich ihm anschließend auf die Schulter. Man kann schon sagen, mein Körper und ich, wir ziehen am selben Strang.

Ein bisschen ähnelt mein Körper einem alten Krieger. Stolz trägt er Knitter und Falten durch die Gegend spazieren. Die wird er nicht mehr los. Über Knutschflecken aber freut er sich wie ein Kind. Was kann ich schon tun? Ich lasse ihn gewähren. Und zeige sie her.

Kontra
von Franziska Zoidl

Nennen wir das Ding doch beim Namen. Und der lautet "hypobare Sugillation" – eine durch Unterdruck hervorgerufene Hautblutung. Es mag ja blaue Flecken geben, die mit Stolz hergezeigt werden dürfen – von Arschbombenweltmeistern etwa, deren Allerwertester in allen Nuancen des Farbspektrums leuchtet.

Der blaue Fleck namens Knutschfleck hingegen sollte bei allen, die Teenie-Alter und Bravo-Lektüre entwachsen sind, Fremdschämen hervorrufen. Damit will uns jemand sein angeblich aufregendes Liebesleben aufs Auge drücken. Davon abgesehen, dass man sich das bei den wenigsten vorstellen will: Ein Knutschfleck entsteht nicht aus ungezügelter Passion, sondern ist mit leidenschaftsloser Arbeit verbunden.

Woher ich das weiß? Auf Youtube gibt es zu dem Thema Tutorials, die auf ernsthaftes Interesse – auch abseits journalistischer Recherche – stoßen dürften. Zu Übungszwecken wird gar empfohlen, sich selbst einen Knutschfleck am Arm zu verpassen. Klingt schlüssig. Aber von der Anleitung zur perfekten Arschbombe wird man auf lange Sicht wohl eher profitieren. (RONDO, 24.6.2016)