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Es grünt so grün: E-Auto-Bauer Tesla drängt mit der vollständigen Übernahme von SolarCity in den Solarmarkt.

Foto: AP / Ed Andrieski

Palo Alto – Elon Musk ist bekannt dafür, dass ihm keine Ziele unerreichbar scheinen. Mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX will er auf den von der Erde rund 228 Millionen Kilometer entfernten Mars fliegen und den Planeten kolonisieren. Mit seiner Firma Tesla Motors drückt der 45-Jährige derzeit kräftig aufs Pedal, Elektroflitzer für jedermann anbieten zu können, um der (Um-)Welt zuliebe CO2-ausstoßende Benzin- und Dieselschleudern überflüssig zu machen.

Die am Dienstag angekündigte Übernahme des US-Solarspezialisten SolarCity für bis zu 2,8 Milliarden Dollar (2,47 Milliarden Euro) hört sich dagegen wie die Beschäftigungstherapie eines fadisierten reichen Mannes an, der ohne Schlagzeilen nicht leben kann. Schließlich hat er den Hersteller und Betreiber von Solaranlagen 2006 mitgegründet und besitzt an ihm etwas mehr als 20 Prozent der Aktien.

Familienunternehmen

Und obendrein ist es eine Art Familienunternehmen: Die Mitgründer Lyndon und Peter Rive sind Cousins des in Südafrika geborenen Musk. Die Mütter der Rive-Brüder und Musks sind Zwillinge. Lyndon ist Vorstandsvorsitzender von SolarCity, sein Bruder Peter fungiert als Technikvorstand.

Besonders erfolgreich scheint der nach Eigendefinition größte Anbieter von Solarenergie in den Vereinigten Staaten, dem Musk als Verwaltungsrat vorsteht, in jüngster Vergangenheit aber nicht unterwegs zu sein. Das Unternehmen hat wiederholt mit seinen Quartalsaussichten enttäuscht und weist regelmäßig Verlust aus. Die Aktie hat heuer fast 60 Prozent eingebüßt. Einige Analysten vermuten hinter dem geplanten Deal deshalb einen Rettungsversuch für Musks Anteilspaket.

Tesla bietet zwischen 26,50 und 28,50 Dollar je SolarCityAktie, was einem Aufschlag von bis zu 35 Prozent auf den Schlusskurs des Papiers am Dienstag entspricht. Das Volumen der Transaktion, die in Aktien abgewickelt werden soll, läge damit bei 2,6 bis 2,8 Milliarden Dollar.

Auch wenn Musk betonte, dass es bei dem Deal nicht mehr viel zu überlegen gebe, zeigten sich Tesla-Anleger skeptisch. Die Papiere des Elektroautobauers, an dem Musk 19 Prozent hält, brachen nachbörslich um mehr als 13 Prozent ein, was einem Wertverlust von rund 4,3 Milliarden Dollar gleichkam. SolarCity-Aktien stiegen dagegen von 21 auf 25 Dollar.

Alles unter einem Dach

Die Börsianer können offenbar nicht nachvollziehen, was der Multimilliardär in dem Deal sieht: Mit SolarCity würde Tesla zu einem "vertikal integrierten Energieunternehmen", heißt es im Firmenblog. Mit anderen Worten: Die Solaranlagen von SolarCity könnten in die Energiesparte des Elektroautoherstellers integriert werden, Kunden damit umfassend und aus einer Hand mit "sauberen Energieprodukten" versorgt werden. Die SolarCity-Solarzellen auf dem Dach von privaten Häusern, öffentlichen und Firmengebäuden liefern Energie für Teslas Powerwall-Heimbatterien oder das Elektroauto in der Garage. Tesla könnte dadurch weitgehend unabhängig werden von anderen Solartechnologie-Anbietern, die unter anderem die wachsende Zahl an Tesla-Ladestationen mit Strom versorgen.

Musk hat bei seinen Unternehmen stets auf Unabhängigkeit Wert gelegt. SpaceX und Tesla decken große Teile des Entwicklungs- und oft auch des Produktionsprozesses selbst ab. Teil dieser Strategie des Wahlkaliforniers und Workaholics ist auch die Tesla Gigafactory, die Ende Juli im US-Bundesstaat Nevada offiziell eröffnet werden soll.

In dem angeblich weltgrößten Produktionsgebäude sollen zusammen mit Panasonic und einigen weiteren Partnern Lithium-Ionen-Zellen und Batteriepakete für Teslas und E-Autos anderer Hersteller gefertigt werden, die 30 Prozent unter den bisherigen Kosten liegen. (kat, Reuters, 22.6.2016)