Paris – Die auf 24 Teams aufgeblasene EM stellt mit ihrem Modus Mannschaften und Fans auf eine harte Probe. Gefragt sind Geduld und Grundkenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die komplizierte Arithmetik führt bei Albanien sogar dazu, dass Spieler und Trainer sich tagelang auf ein Spiel vorbereiten, das sie möglicherweise gar nicht spielen.

"Früher wusste man: Wenn man Erster wird, spielt man gegen den Zweiten der Gruppe B, C oder D. Jetzt weiß man fast gar nichts", sagt Deutschlands Coach Joachim Löw. Besonders ratlos schauen die Gruppendritten aus der Wäsche, deren vier beste weiterkommen.

Albaner auf Stand-by

Die Albaner müssen als Dritte der Gruppe A seit Sonntag warten, ob sie überhaupt im Turnier bleiben. Auch für die Fans heißt das, weiter das Hotel zu bezahlen. Und dann vielleicht doch heimfliegen.

"Ja, Albanien ist auf Stand-by", sagte Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti. Für Fans sieht der sicher gutbezahlte Angestellte der europäischen Fußballunion (Uefa) aber kein Problem: "Es gibt viele, die an- und abreisen. Frankreich ist ein gut zu erreichendes Land."

Besonders verwirrend ist die Verteilung der vier besten Gruppendritten auf die Achtelfinale. Die Grafik in den entsprechenden Regularien ähnelt einer ausgeschütteten Buchstabensuppe. Es gibt 15 verschiedene Möglichkeiten der Zuteilungen.

Der Quervergleich der Gruppendritten ist sportlich nicht nur fragwürdig, er wirkt auch wettbewerbsverzerrend. Das beste Beispiel ist die WM 1986, an der ebenfalls 24 Teams teilnahmen. Am letzten Tag der Vorrunde wusste Uruguay vor Anpfiff gegen Schottland, dass ein Remis reichen würde, um zu den besten Dritten zu gehören. Das Spiel endete 0:0. Andere Mannschaften hatten diesen Vorteil nicht. "16 Mannschaften waren ideal, das war top", sagt Löw, "aber das muss man so hinnehmen." (sid, red, 22.6.2016)