Draußen sein statt drinnen hocken: Die Waldkindergruppe Mattighofen will in der Natur Freiräume für die Kleinen schaffen.

Foto: Friedhelm Henco

Mattighofen – Ganz haben die jungen Mütter und Väter der Initiative für eine Waldkindergruppe in Mattighofen noch nicht aufgegeben. Auch wenn man ihnen den Frust anmerkt, dass ihr Projekt unter die politischen Räder der beiden größten Gemeinderatsfraktionen SPÖ und FPÖ geraten ist. Das Vorhaben, neben den bestehenden konventionellen Kindergärten auch eine eigene Waldkindergruppe in der Innviertler Kleinstadt zu führen, wurde von einer Gemeinderatsmehrheit Ende April in geheimer Abstimmung versenkt.

Dabei hat alles so gut angefangen. Nach Vorarbeiten der Anfang 2014 gegründeten Elterninitiative kommt es im Oktober 2014 zu einem einstimmigen Grundsatzbeschluss im Gemeinderat.

Viel Zeit im Freien

Es schien, als habe man die Politik vom Konzept und den Vorteilen eines Waldkindergartens überzeugt: Die Kinder verbringen wesentliche Zeit im Freien, so würden motorische wie soziale Fähigkeiten gestärkt. Die Kids hätten ein deutlich stärkeres Immunsystem als Gleichaltrige, die Natur biete zudem mehr Raum zur individuellen Entfaltung. Und billiger sei die Sache für die Gemeinde obendrein: Statt der 300.000 Euro Normkosten des Landes Oberösterreich pro Bau einer Kindergartengruppe würden für Schlechtwetter- und Jausenräume nur rund 80.000 Euro benötigt.

Nach dem Beschluss folgen konkrete Schritte. Eine Pädagogin und eine Helferin werden eingestellt, im September 2015 startet die Gruppe – vorerst in einem Ersatzraum des Alpenvereins. Die Gruppe wird bereits als eigenständige Kindergartengruppe der Stadt geführt.

Im September 2015 sind dann auch Gemeinderatswahlen. Die SPÖ verliert stark, die FPÖ verdoppelt sich. Und ab da wird es kompliziert. Es geht um bauliche Maßnahmen, dabei vor allem um das Dach der Schlechtwetterräume. Bis Ende April auf Antrag der FPÖ in geheimer Abstimmung der Beschluss von 2014 mit 17 zu 14 Stimmen aufgehoben wird.

Über 1000 Unterstützer

Auch wenn die Abstimmung geheim war: Sonja Löffler, Fraktionsführerin der Liste Bewegung für Mattighofen, ist sich sicher, dass "SPÖ und FPÖ gemeinsame Sache gemacht haben". Nach den Wahlen wolle man von den einstigen Zusagen eben nichts mehr wissen, sagt Löffler.

Aufgegeben haben die Eltern freilich nicht. Aktuell sammelt die Initiative Unterstützungserklärungen für eine Petition an den Gemeinderat. Derzeit steht man bei über 1000 Unterzeichnern für die Kindergruppe – das ist für eine Stadt mit 6000 Einwohnern viel.

Bürgermeister Friedrich Schwarzenhofer (SPÖ) ist im STANDARD-Gespräch entsprechend einsilbig. Die Causa stehe am 7. Juli wieder auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. Vorher wolle er keine Stellungnahme zum Projekt abgeben. (Thomas Neuhold, 22.6.2016)