Den Haag / Belgrad – Das Uno-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat laut der Tageszeitung "Politika" ein Verfahren gegen einen der Verteidiger des wegen Völkermordes angeklagten früheren bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadžić eingeleitet. Ihm wird Missachtung des Gerichts vorgeworfen.

Der Anwalt soll nach Angaben der Zeitung gegenüber Medien vertrauliche Daten im Zusammenhang mit Karadzic enthüllt haben. Sollte der Anwalt für schuldig erklärt werden, droht ihm entsprechend den Tribunalsregeln eine Strafe von bis zu 100.000 Euro und/oder sieben Jahre Haft.

Berufungsverfahren läuft

Dem Bericht zufolge dürfte sich die Ermittlung auf den kürzlichen Antrag von Karadžić auf vorläufige Freilassung beziehen. Der Antrag, von dem serbische Medien durch einen der Belgrader Anwälte Karadžićs erfahren hatten, wurde vom Uno-Tribunal abgelehnt.

Karadžić war Ende März in erster Instanz zu 40 Jahren Haft wegen des Völkermordes in Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen verurteilt worden. Derzeit läuft das Berufungsverfahren. (APA, 21.6.2016)