Istanbul/Wien – Der Vertreter von Reporter ohne Grenzen (RSF) in der Türkei, Erol Önderoglu, ist wegen Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor Gericht gestellt worden. Der Staatsanwalt in Istanbul habe eine Anklage wegen "terroristischer Propaganda" gefordert, sagte Önderoglu am Montag bei einem Telefonat aus dem Gerichtsgebäude.

Das Gericht werde nun über die zu ergreifenden Schritte bis zur Eröffnung eines Prozesses entscheiden.

Weitere Journalisten betroffen

Die gegen ihn eingeleiteten Maßnahmen bezögen sich auch auf den Journalisten Ahmet Nesin und den Menschenrechtsaktivisten Sebnem Korur, teilte Önderoglu mit. Im Mai hatten Önderoglu, Nesin und Korur abwechselnd die Leitung der pro-kurdischen Zeitung "Özgür Gündem" übernommen.

RSF: Vorgehen "abwegig und zutiefst beschämend"

RSF kritisierte das juristische Vorgehen gegen seinen Vertreter als "abwegig und zutiefst beschämend". Die Organisation rief die Behörden auf, das Verfahren einzustellen. Die islamisch-konservative Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird wegen ihres Vorgehens gegen unabhängige Presseorgane kritisiert. In der Rangliste der Pressefreiheit, die von RSF erstellt wird, belegt die Türkei derzeit den 151. von 180 Plätzen. (red, 20.6.2016)