Die Idylle täuscht. Wie ein Fremdkörper liegt ein Friedhof der Namenlosen in der Größe von zwei Fußballfeldern inmitten der Landschaft, die einst Kriegsschauplatz war

Foto: Aufschlagseite aus "Battlefields - Lands of Peace", fotografiert von Heidi Seywald

Quo vadis, Europa? Eingedenk der drängenden Frage pro futuro begab sich der aus Oxford stammende Fotograf Michael St Maur Sheil auf die ehemaligen Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. In einer zehn Jahre dauernden Expedition quer durch Europa, von der Hitze der Wüste Namib zu den gefrorenen Höhen der Vogesen, entstand eine eindrucksvolle Dokumentation, die zeigt, wie die Natur sich trotz tiefer Verwundungen und trotz der blutgetränkten Felder so etwas wie Unschuld zurückerobert.

Fields of Battle, Lands of Peace, 1914-1918 ist eine fotografische Odyssee durch die Länder und Landschaften, die einst Schauplatz tödlicher Gemetzel waren. Über 17 Millionen Menschenleben forderte der Krieg, in den über 40 Staaten involviert waren – und aus dem eine komplette Veränderung der politischen Landkarte Europas entstand. Aus den Fehlern bei den Friedensverhandlungen, den daraus resultierenden Querelen und unüberbrückbaren Feindschaften mündete der Zweite, noch verheerendere Weltkrieg.

Seit damals aber einigte sich die zivilisierte Welt auf ein friedliches Miteinander. Ein Aspekt ist das Friedensprojekt der Europäischen Union – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Trotzdem St Maur Sheils ästhetische, pittoreske Fotos manchmal ins Kitschige abzugleiten drohen, ist das Opus insgesamt eine perfekte Mahnung zum bedingungslosen Pazifismus. (Gregor Auenhammer, 21.6.2016)