Joachim Ringelnatz, "... liner Roma ...", € 14,99 / 53 min. , Der Hörverlag, München 2016

Foto: der Hörverlag

Schon merkwürdig. Da wird Joachim Ringelnatz (1883-1934) heute noch viel gelesen und verehrt. Denn die Lyrik und die beiden Memoirenbände des als Hans Bötticher geborenen Sohns eines Künstlers, seit 1919 als Joachim Ringelnatz schreibend und als "reisender Artist" auftretend, auch in Wien unter starkem Applaus Alfred Polgars, sind jung, frisch und witzig geblieben.

Hingegen ist der Avantgardist Ringelnatz merkwürdig unbekannt. Dabei ist sein Roman ... liner Roma ... von 1924 eines der ganz wenigen wild-artistischen modernen, ja fast postmodernen Großstadtbücher der Zwanzigerjahre: ein Berlin- und Liebes- und Künstlerroman in Fetzen, Dialogkollisionen, Barszenen und Montagen "ohne Anfang und ohne rechtes Ende".

Thomas Gerwin, der als Regisseur die Riege von Michael Mendl (souverän) über Florian Lukas (stimmig) bis Lena Stolze (unauffällig) anleitete, komponierte dazu Musik mit schrillen Rummelplatzassoziationen. Der einzige Malus ist der Booklet-Text der Bachmann-Preisträgerin von 2015, Nora Gomringer, der peinlich ist. (Alexander Kluy, 20.6.2016)