Bild nicht mehr verfügbar.

Wenn es der IT-Branche gelingt, mit ihrer Macht über unsere Bewegungsmuster unsere Bedürfnisse besser zu erfüllen, dann wird die Autoindustrie vom technologischen Kopf der Entwicklung zum Hardwarezulieferer ohne strategische Kompetenz.

Foto: Reuters

Seit die Elektrizität Einzug in das Automobil hält, wird alles Mögliche, alles Wahrscheinliche und auch viel Unwahrscheinliches entwickelt. Die Autoindustrie ist reich, die Top Ten der Hersteller operieren mit Summen in Größenordnungen von Staatshaushalten. Da ist es kein Wunder, wenn oftmals Arroganz das Geschehen dirigiert, die so weit geht, dass man sich im Namen eines beinharten Wettkampfes auch über Gesetze hinwegsetzt.

Dabei hat die Autoindustrie offensichtlich verlernt, den Wünschen der Mobilitätsbedürftigen auf zeitgemäße Art zu folgen. Mit nachgerade diktatorischem Tunnelblick versucht sie jetzt rauszukriegen, was wir künftig gerne kaufen werden, oder auch politisch zu beeinflussen, was wir künftig kaufen werden müssen. Denn im Grunde war das Erfolgsrezept sehr simpel, indem uns die Hersteller bisher nur die Autos nach allen Regeln der Marketing- und Verkaufskunst reingedrückt haben, bis der letzte Parkplatz gefüllt war.

Flucht nach vorn

Jetzt folgt die Flucht nach vorn: Automatisierung des Fahrens, Elektrizität und gemischte Antriebsmischformen bis hin zum Wasserstoff, und das lässt sich auch noch mit den Werkzeugen der Elektronik in kurzer Zeit oberflächlich beeindruckend darstellen. Man hat sogar eine Art kriegerischen Kampf um das urbane Territorium gegen den deklarierten Gegner, die öffentlichen Verkehrsmittel, ausgerufen.

Dieses Verhalten könnte aber rasch das Ende der bis vor kurzem mächtigsten Konsumartikelbranche bedeuten. Dann nämlich, wenn es der IT-Branche gelingt, mit ihrer Macht über unsere Bewegungsmuster unsere Bedürfnisse besser zu erfüllen. Dann wird die Autoindustrie vom technologischen Kopf der Entwicklung zum Hardwarezulieferer ohne strategische Kompetenz. (Rudolf Skarics, 20.6.2016)