Zuerst traf Morata, dann Nolito und daraufhin noch einmal Morata. Die spanische Elf hatte mit der Türkei keine großen Probleme.

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Nizza – Gründe für Niederlagen gibt es immer viele. Und Ausreden noch viel mehr. Die Türkei hatte beim 0:1 gegen Kroatien auch spielerisch enttäuscht. Teamchef Fatih Terim nannte drei Gründe für den Fehlstart: "Transferverhandlungen", "Probleme im Privatleben" und "wenig Spielpraxis". Und außerdem habe er "kein Verständnis" für die Diskussionen über Ozan Tufans Frisur.

Also, Konzentration auf Fußball. Die Aufgabe am Freitagabend war schwer genug. Im Stade de Nice ging es gegen Spanien. Der Titelverteidiger ist es auch, der deutlich mehr Spielanteile hat. Chancen sind allerdings Mangelware. 11. Minute: Hakan Balta kommt im Strafraum gerade noch vor dem einschussbereiten Álvaro Morata zum Ball.

Auch die Spanier haben zum Auftakt nicht geglänzt, aber wenigstens gewonnen (1:0 gegen Tschechien). Es dauert mehr als 20 Minuten, bis auch die Türken ins Spiel kommen. Die erste bessere Möglichkeit ergibt sich aus einem Freistoß (27.) – Hakan Calhanoglu schießt aus 25 Metern drüber. 29. Minute: Nolito schießt von der Strafraumgrenze scharf, aber knapp vorbei.

Doppelschlag

34. Minute: Nolito findet Moratas Kopf, und von dort findet der Ball den Weg ins Tor, 1:0. 37. Minute: Nolito bekommt im Strafraum den Ball von Mehmet Topal serviert. Nolito bedankt sich, schießt zum 2:0 ein. Der 29-jährige Stürmer von Celta Vigo debütierte erst im November 2014 in Spaniens Team, ist also noch kein Europameister, kein Weltmeister. In seinem elften Länderspiel trifft er zum fünften Mal.

Nach der Pause ist wie vor der Pause. Spanien dominiert, die Türken beinah teilnahmslos. 48. Minute: Andrés Iniesta spielt auf den im Abseits stehenden Jordi Alba. Kein Pfiff. Alba passt auf Morata, der trifft zum zweiten Mal an diesem Abend und zum 3:0.

Spaniens Teamchef hatte vor der Partie gemeint, dass seine Stürmer "mehr Tore erzielen" müssten. Die Stürmer waren folgsam. Die Furia Roja ist das erste Team bei dieser EURO, das öfter als zweimal trifft.

In Nizza ist die Luft draußen. Ein 0:3 aufzuholen – das trauen sich nicht einmal die ansonsten so leidenschaftlichen Türken zu. Gründe für Niederlagen gibt es immer viele. Aber am Freitag ist die Antwort ziemlich einfach: fußballerisch hapert es an allen Ecken und Enden. Da lässt sich auch für den Superstar Arda Turan vom FC Barcelona nichts herausreißen. Die Spanier sind nicht zum Zaubern gezwungen. Sie tun es auch nicht. Tiqui-Taca ist Normalkost. Die Türken sind freundliche Zuschauer.

In Minute 64 ist das 100. Länderspiel für David Silva zu Ende. 78. Minute: die Welle geht durchs Stadion, auch die Türken machen mit. Auf dem Spielfeld wird noch gekickt. Die Spanier haben noch die eine oder andere Chance, aber das Tempo ist gedrosselt. Irgendwann gehen auch die längsten Schlussminuten zu Ende.

Spanien hat das Achtelfinalticket sicher, spielt sich zum Abschluss mit Kroatien den Gruppensieg aus. Die Türkei ist trotz zweier Niederlagen noch nicht fix draußen, ein Sieg gegen Tschechien kann noch Platz drei bringen. Allerdings erreichen nur vier von sechs Gruppendritten das Achtelfinale. (red, 17.06.2016)

Fußball-EM 2016, Gruppe D, 2. Runde:

Spanien – Türkei Endstand 3:0 (2:0). Nizza, Stade de Nice, 33.409 Zuschauer, SR Milorad Mazic (SRB).

Tore:

1:0 (34.) Morata

2:0 (37.) Nolito

3:0 (48.) Morata

Spanien: De Gea – Juanfran, Pique, Ramos, Alba (81. Azpilicueta) – Fabregas (71. Koke), Busquets, Iniesta – Silva (64. Soriano), Morata, Nolito

Türkei: Babacan – Gönül, Topal, Balta, Erkin – Calhanoglu (46. Sahin), Tufan, Inan (70. Malli), Özyakup (62. Sahan), Turan – Yilmaz

Gelbe Karten: Ramos bzw. Tufan, Yilmaz